2010-12-23 14:06:21

Haiti/D: „Das schaffen wir nur gemeinsam“


RealAudioMP3 Vor knapp einem Jahr bebte in Haiti die Erde. Viele Spenden für das zerstörte Land sind geflossen, der Wiederaufbau ist in kleinen Schritten vorangegangen. Dass es damit aber noch lange nicht getan ist, daran hat Papst Benedikt XVI. in der letzten Woche noch erinnert: Die internationale Staatengemeinschaft müsse ihre Hilfsleistungen für das Land verstärken und fortführen, mahnte der Papst bei einem Treffen mit Botschaftern verschiedener Länder im Vatikan. Eine der großen Herausforderungen für die Hilfsorganisationen vor Ort ist nach wie vor die Cholera-Bekämpfung, erzählt uns Sabine Wilke von „Care“. Die Krankheit wütet seit zwei Monaten auf der Insel. Wilke hält sich zur Zeit in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince auf. Dort sei die Lage relativ stabil, denn es gebe Latrinen und sauberes Trinkwasser. Anders sehe es auf dem Land aus, so Wilke:

„Größere Sorgen bereiten uns im Moment die ländlicheren Regionen des Landes im Norden und im Süden, wo die Gesundheitsbehörden melden, dass es immer mehr Fälle gibt. Das heißt in Dörfern, die sehr weit abgeschnitten sind von größeren Städten, müssen die Menschen erst mal fünf, sechs Stunden laufen, um überhaupt zur nächsten Gesundheitsstation zu kommen. Was Care im Moment macht, ist einfach kleine Stationen zu bauen in diesen dörflichen Gemeinden, wo die Menschen – sobald sie erste Symptome bekommen – eine Weißlösung zu sich nehmen können, die sie davor schützt, noch mehr Flüssigkeit zu verlieren und sich dann in einem zweiten Schritt idealerweise in ein Krankenhaus begeben können.“

Die Cholera werde das ganze Land auch im Jahr 2011 noch sehr beschäftigen, prognostiziert Wilke. Care habe sehr viele Spendengelder bekommen, gibt die Mitarbeiterin an. Jeder Euro fließe in Hilfsprojekte vor Ort, versichert sie. Allerdings müsse man gut planen, um langfristig helfen zu können und kein Geld zu verschwenden, so Wilke:
 
„Denn es bringt nichts, das Geld ungeplant so schnell wie möglich auszugeben und im Zweifel dann vielleicht auch Dinge falsch zu machen oder nicht nachhaltig zu organisieren. Wir müssen mit den Gemeinden sprechen, wir mussten zum Beispiel – was die Unterkünfte angeht, auch erst einmal mit den Menschen sprechen und schauen, was sie sich vorstellen: Wie kann man die Häuser bauen, wie kann die Struktur sein, welche Materialien können wir benutzen, dazu brauchen wir Planung und die dauert einfach ein bisschen. Und deswegen geben wir natürlich weiter das Geld aus und machen das auch so schnell wie möglich, aber planen das auch noch fürs nächste Jahr.“

Neben den finanziellen Hilfen sei jetzt vor allem wichtig, den Menschen in Haiti Mut zu machen. Die Augen der Welt hätten sich ja traurigerweise vor allem erst mit dem Erdbeben auf Haiti gerichtet. Für Hilfe zur Selbsthilfe brauche es weiterhin konkrete Zeichen der Solidarität, erinnert Wilke:

„Was ich mir am meisten wünsche: dass wir weiter ein Auge auf Haiti behalten. Das Land ist bis zu dem Erdbeben so in Vergessenheit geraten. Die Menschen müssen sich weiter informieren, Geduld haben und wissen, dass hier vor Ort gearbeitet wird, und dass das eben nicht nur die internationalen Hilfsorganisationen sind und Menschen wie ich, die für einen gewissen Zeitraum hier sind, sondern dass hier der Wiederaufbau auch selbst in die Hand genommen wird. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, dass hier ein großes Potential ist in diesem Land, dass die Menschen ihr Land wieder aufbauen wollen. Deshalb wünsche ich mir, dass die ganze Bevölkerung hier weiter das Gefühl hat, dass die Welt weiter auf Haiti schaut.“

(rv 23.12.2010 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.