Der belgische Erzbischof André-Joseph Léonard hält eine „realistische und gerechte“
Entschädigung für Missbrauchsopfer pädophiler Priester für möglich. Diese „äußerst
komplexe“ Frage falle aber in die Zuständigkeit „ziviler Autoritäten“, so der Vorsitzende
der belgischen Bischofskonferenz vor Missbrauchsbeauftragten des belgischen Parlaments.
Nicht-kirchliche Autoritäten müssten entscheiden über die Entschädigungspflicht „einer
Institution, deren Verantwortliche nicht persönlich in die begangenen Verbrechen involviert“
seien, so Léonard wörtlich. Als „unvollständig“ kommentierte Léonards Äußerung der
Abgeordnete Christian Brotcorne. Die Kirche könne „an Größe gewinnen“, indem sie ihre
„moralische Verantwortung“ anerkenne und die Opfer entschädige, so der Abgeordnete
der Partei „Centre Démocrate Humaniste“ (CDH), der sich selbst als „gläubig“ bezeichnet.
Einige Missbrauchsopfer hatten in den letzten Monaten Bedauern über die Zurückhaltung
der Kirche in Entschädigungsfragen geäußert. – Die Missbrauchskommission des belgischen
Parlamentes bildete sich im Herbst 2010, nachdem über 500 Geistliche des Missbrauchs
Minderjähriger verdächtigt worden waren. Die mutmaßlichen Fälle beziehen sich auf
den Zeitraum 1950 bis 1980.