Italien: Adenauer-Stiftung kritisiert italienische Kirche
Die italienischen
Bischöfe haben den Verbleib des italienischen Ministerpräsidenten und seiner Regierung
nach einem knapp fehl geschlagenen Misstrauensvotum offiziell begrüßt. Kontinuität
und Stabilität seien in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig, argumentierte
der Episkopat. Der Leiter des römischen Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, Wilhelm
Staudacher, kritisiert das Verhalten der italienischen Kirche, da sie aus seiner Sicht
die Regierung nicht an christlichen Maßstäben misst: „Für mich
ist es unverständlich, dass die katholische Ortskirche nicht sehr viel stärker schon
seit langem öffentlich zu diesen Fragen Stellung nimmt. Für mich ist es überhaupt
keine Frage – und dem stimmen hinter verschlossenen Türen auch die Bischöfe zu – dass
Berlusconi und seine öffentliche Darstellung die Moral dieses Landes untergräbt. Ich
verstehe eigentlich nicht, wie plötzlich öffentliche Bekundungen pro Berlusconi gemacht
werden. In Deutschland würde die Konkurrenz zwischen den Kirchen es der katholischen
Kirche unmöglich machen, sich so monolithisch geschlossen zu verhalten. Da würde auch
die traditionelle Kultur einer zweireligiösen Gesellschaft nicht mitmachen.“ In
unserem Audio-Programm können Sie das ganze Interview hören. Staudacher kritisiert
darin auch scharf Ministerpräsident Berlusconi, der ein schlechtes Beispiel gebe,
und sagt das Ende der Ära Berlusconi binnen weniger Monate voraus. Vom Vatikan meint
der Leiter des römischen Büros der Adenauer-Stiftung, dieser tue gut daran, sich in
italienischen innenpolitischen Fragen neutral zu verhalten.