Der Vatikan hat an
diesem Donnerstag die Papstbotschaft zum Weltfriedenstag 2011 veröffentlicht. Unter
dem Titel „Religiöse Freiheit, der Weg zum Frieden“ richtet sich Benedikt XVI. darin
an alle Staaten der Welt, mit denen der Heilige Stuhl Kontakte unterhält. Der 1. Januar
wird seit 1968 von der katholischen Kirche als Weltfriedenstag begangen; 2011 zum
44. Mal. Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für
Gerechtigkeit und Frieden, stellte der Presse Auszüge der Papstbotschaft vor. Hier
eine Zusammenfassung der Botschaft.
Religionsfreiheit gehört zur Menschenwürde
und ist Ausgangspunkt moralischer Freiheit, erinnert Benedikt XVI. mit Rückblick auf
ein Jahr, das „von Verfolgung, Diskriminierung, schrecklichen Gewalttaten und religiöser
Intoleranz“ geprägt war. Explizit nennt der Papst hier die letzte Gewaltserie gegen
Christen im Irak, darunter den „niederträchtigen Angriff“ auf die syro-katholische
Kathedrale in Bagdad vom 31. Oktober, bei dem zwei Priester und über fünfzig Gläubige
getötet wurden. Doch auch „lautlosere und raffiniertere Formen von Vorurteil und Widerstand
gegen die Gläubigen und gegen religiöse Symbole“ prangert Benedikt an; sie machten
Pluralismus unmöglich und schnitten junge Generationen vom wertvollen geistigen Erbe
ihrer Länder ab. Europa müsse Vorurteile und Feindschaft gegenüber Christen bekämpfen
und sich mit seinen eigenen christlichen Wurzeln „wiederversöhnen“, merkt Benedikt
hier an. Und er resümiert: „Die Christen sind gegenwärtig die Religionsgruppe, welche
die meisten Verfolgungen aufgrund ihres Glaubens erleidet.“
Andere Brennpunkte
religiöser Verfolgung, die der Papst nennt, sind Asien, Afrika, der Nahe Osten und
insbesondere das Heilige Land. Allen Verfolgten drückt der Papst hier seine Solidarität
und spirituelle Nähe aus, zugleich erneuert er seinen Appell an die Verantwortlichen,
jeden Übergriff auf Christen in diesen Gebieten zu beenden.
Verurteilung
von Fanatismus und religiöser Verfolgung Scharf verurteilt Benedikt XVI. „Fanatismus,
Fundamentalismus“ und Verstöße gegen die Menschenrechte „im Namen der Religion“, die
auf Umsturz, persönlichen Machterhalt oder Bereicherung abzielen: „Das Bekenntnis
einer Religion darf nicht instrumentalisiert noch mit Gewalt aufgezwungen werden“,
warnt der Papst. Nicht minder entschieden lehnt er „alle Formen der Religionsfeindlichkeit“
und Laizismus ab. Gesetze und Institutionen der Gesellschaft dürften „nicht so gestaltet
sein, dass sie die religiöse Dimension der Bürger nicht beachten oder gänzlich von
ihr absehen“ und so die Hintertür für die Vorherrschaft von „Götzen“ und „relativen
Gütern“ offenstehen lassen.
Achtung der Religionsfreiheit ist „Lackmustest“ Solche
Angriffe auf die Religionsfreiheit seien eine „Beleidigung Gottes und der Menschenwürde“,
„Bedrohung für Sicherheit und Frieden“ und stünden einer ganzheitlichen Entwicklung
des Menschen im Wege, da sie die Sicht des Menschen verkürzten. Dauerhafte ethische
Werte könnten schließlich nur in der spirituellen Dimension des Menschlichen gefunden
werden, und hier liege auch der Ausgangspunkt für eine gerechte Gesellschaft: Die
Achtung der Religionsfreiheit sei der „Lackmustest“ für die Achtung aller weiteren
Menschenrechte, erinnert Benedikt mit Verweis auf ein Wort seines Vorgängers Papst
Johannes Paul II. Die „transzendente Würde der Person“ sei ein wesentlicher Wert
vor allem der jüdisch-christlichen Weisheit, könne aber dank der Vernunft von allen
erkannt werden, spezifiziert er dann. Ebenso sei ethischer Relativismus, den der Papst
als „gleichgültige Freiheit“ kennzeichnet, kein Schlüssel zum Frieden, sondern „Ursprung
von Spaltungen“ und Verneinung der Menschenwürde.
Die auf die Ehe zwischen
Mann und Frau gegründete Familie sei die erste Schule der Freiheit und des Friedens,
so der Papst weiter. Religionsfreiheit gehe von der persönlichen Sphäre aus, verwirkliche
sich aber in der Öffentlichkeit und Beziehung zu anderen. Hier lobt der Papst den
ethischen Beitrag der Religion im politischen Bereich sowie den Einsatz religiöser
Gemeinschaften in gesellschaftlichen Bereichen wie Wohlfahrt und Kultur.
Rolle
der Weltreligionen Eine weitere große Errungenschaft sei der Beitrag der Weltreligionen,
insbesondere des Christentums, zur „Entwicklung der Zivilisation“ im Bereich von Demokratie
und Menschenrechten. Ohne die Religion sei es schwierig, Gesellschaften „auf allgemeine
ethische Grundsätze hin zu orientieren“ und auch international entsprechende Richtlinien
aufzustellen.
Die Führer der Weltreligionen hätten international Vorbildcharakter;
ihre gemeinsame Suche nach Wahrheit und einem moralischen Konsens trage zum Gemeinwohl
bei. Dennoch müssten sie ihr Bemühen um den Schutz der Religionsfreiheit und insbesondere
religiöser Minderheiten erneuern, erinnert der Papst. Im interreligiösen Dialog lehne
die katholische Kirche „nichts von alledem ab, was in den verschiedenen Religionen
wahr und heilig ist“, unterstreicht Benedikt hier. Als positives Beispiel für den
interreligiösen Dialog verweist der Papst auf den 25. Jahrestag des „Weltgebetstages
für den Frieden“, zu dem sein Vorgänger Johannes Paul II. 1986 nach Assisi einlud.
Dialog zwischen Staat und Kirche Unter Berücksichtigung der „positiven
Laizität der staatlichen Institutionen“ und der Anerkennung der öffentlichen Dimension
der Religion schlägt der Papst einen „gesunden Dialog zwischen den zivilen und religiösen
Institutionen“ vor. Weiter ruft er Politik und Diplomatie zu „verantwortungsvollem
Handeln“ auf – und zwar auf Grundlage der „objektiven und vollständigen Kenntnis der
Fakten“: „Es bedeutet, politische Ideologien aufzubrechen, die die Wahrheit und die
Würde des Menschen letztlich verdrängen“ und die „unter dem Vorwand des Friedens,
der Entwicklung und der Menschenrechte Pseudo-Werte fördern wollen“, so Benedikt wörtlich.
Die Welt brauche Gott, und die Religionsfreiheit sei Weg zum Frieden: „Eine mit Gott
versöhnte Gesellschaft ist näher am Frieden“, so der Papst in seiner Botschaft wörtlich.