2010-12-16 12:06:14

Friedensbotschaft des Papstes - eine Übersicht


RealAudioMP3 Der Vatikan hat an diesem Donnerstag die Papstbotschaft zum Weltfriedenstag 2011 veröffentlicht. Unter dem Titel „Religiöse Freiheit, der Weg zum Frieden“ richtet sich Benedikt XVI. darin an alle Staaten der Welt, mit denen der Heilige Stuhl Kontakte unterhält. Der 1. Januar wird seit 1968 von der katholischen Kirche als Weltfriedenstag begangen; 2011 zum 44. Mal. Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, stellte der Presse Auszüge der Papstbotschaft vor. Hier eine Zusammenfassung der Botschaft.

Religionsfreiheit gehört zur Menschenwürde und ist Ausgangspunkt moralischer Freiheit, erinnert Benedikt XVI. mit Rückblick auf ein Jahr, das „von Verfolgung, Diskriminierung, schrecklichen Gewalttaten und religiöser Intoleranz“ geprägt war. Explizit nennt der Papst hier die letzte Gewaltserie gegen Christen im Irak, darunter den „niederträchtigen Angriff“ auf die syro-katholische Kathedrale in Bagdad vom 31. Oktober, bei dem zwei Priester und über fünfzig Gläubige getötet wurden. Doch auch „lautlosere und raffiniertere Formen von Vorurteil und Widerstand gegen die Gläubigen und gegen religiöse Symbole“ prangert Benedikt an; sie machten Pluralismus unmöglich und schnitten junge Generationen vom wertvollen geistigen Erbe ihrer Länder ab. Europa müsse Vorurteile und Feindschaft gegenüber Christen bekämpfen und sich mit seinen eigenen christlichen Wurzeln „wiederversöhnen“, merkt Benedikt hier an. Und er resümiert: „Die Christen sind gegenwärtig die Religionsgruppe, welche die meisten Verfolgungen aufgrund ihres Glaubens erleidet.“

Andere Brennpunkte religiöser Verfolgung, die der Papst nennt, sind Asien, Afrika, der Nahe Osten und insbesondere das Heilige Land. Allen Verfolgten drückt der Papst hier seine Solidarität und spirituelle Nähe aus, zugleich erneuert er seinen Appell an die Verantwortlichen, jeden Übergriff auf Christen in diesen Gebieten zu beenden.

Verurteilung von Fanatismus und religiöser Verfolgung
Scharf verurteilt Benedikt XVI. „Fanatismus, Fundamentalismus“ und Verstöße gegen die Menschenrechte „im Namen der Religion“, die auf Umsturz, persönlichen Machterhalt oder Bereicherung abzielen: „Das Bekenntnis einer Religion darf nicht instrumentalisiert noch mit Gewalt aufgezwungen werden“, warnt der Papst. Nicht minder entschieden lehnt er „alle Formen der Religionsfeindlichkeit“ und Laizismus ab. Gesetze und Institutionen der Gesellschaft dürften „nicht so gestaltet sein, dass sie die religiöse Dimension der Bürger nicht beachten oder gänzlich von ihr absehen“ und so die Hintertür für die Vorherrschaft von „Götzen“ und „relativen Gütern“ offenstehen lassen.

Achtung der Religionsfreiheit ist „Lackmustest“
Solche Angriffe auf die Religionsfreiheit seien eine „Beleidigung Gottes und der Menschenwürde“, „Bedrohung für Sicherheit und Frieden“ und stünden einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen im Wege, da sie die Sicht des Menschen verkürzten. Dauerhafte ethische Werte könnten schließlich nur in der spirituellen Dimension des Menschlichen gefunden werden, und hier liege auch der Ausgangspunkt für eine gerechte Gesellschaft: Die Achtung der Religionsfreiheit sei der „Lackmustest“ für die Achtung aller weiteren Menschenrechte, erinnert Benedikt mit Verweis auf ein Wort seines Vorgängers Papst Johannes Paul II.
Die „transzendente Würde der Person“ sei ein wesentlicher Wert vor allem der jüdisch-christlichen Weisheit, könne aber dank der Vernunft von allen erkannt werden, spezifiziert er dann. Ebenso sei ethischer Relativismus, den der Papst als „gleichgültige Freiheit“ kennzeichnet, kein Schlüssel zum Frieden, sondern „Ursprung von Spaltungen“ und Verneinung der Menschenwürde.

Die auf die Ehe zwischen Mann und Frau gegründete Familie sei die erste Schule der Freiheit und des Friedens, so der Papst weiter. Religionsfreiheit gehe von der persönlichen Sphäre aus, verwirkliche sich aber in der Öffentlichkeit und Beziehung zu anderen. Hier lobt der Papst den ethischen Beitrag der Religion im politischen Bereich sowie den Einsatz religiöser Gemeinschaften in gesellschaftlichen Bereichen wie Wohlfahrt und Kultur.

Rolle der Weltreligionen
Eine weitere große Errungenschaft sei der Beitrag der Weltreligionen, insbesondere des Christentums, zur „Entwicklung der Zivilisation“ im Bereich von Demokratie und Menschenrechten. Ohne die Religion sei es schwierig, Gesellschaften „auf allgemeine ethische Grundsätze hin zu orientieren“ und auch international entsprechende Richtlinien aufzustellen.

Die Führer der Weltreligionen hätten international Vorbildcharakter; ihre gemeinsame Suche nach Wahrheit und einem moralischen Konsens trage zum Gemeinwohl bei. Dennoch müssten sie ihr Bemühen um den Schutz der Religionsfreiheit und insbesondere religiöser Minderheiten erneuern, erinnert der Papst. Im interreligiösen Dialog lehne die katholische Kirche „nichts von alledem ab, was in den verschiedenen Religionen wahr und heilig ist“, unterstreicht Benedikt hier. Als positives Beispiel für den interreligiösen Dialog verweist der Papst auf den 25. Jahrestag des „Weltgebetstages für den Frieden“, zu dem sein Vorgänger Johannes Paul II. 1986 nach Assisi einlud.

Dialog zwischen Staat und Kirche
Unter Berücksichtigung der „positiven Laizität der staatlichen Institutionen“ und der Anerkennung der öffentlichen Dimension der Religion schlägt der Papst einen „gesunden Dialog zwischen den zivilen und religiösen Institutionen“ vor. Weiter ruft er Politik und Diplomatie zu „verantwortungsvollem Handeln“ auf – und zwar auf Grundlage der „objektiven und vollständigen Kenntnis der Fakten“: „Es bedeutet, politische Ideologien aufzubrechen, die die Wahrheit und die Würde des Menschen letztlich verdrängen“ und die „unter dem Vorwand des Friedens, der Entwicklung und der Menschenrechte Pseudo-Werte fördern wollen“, so Benedikt wörtlich. Die Welt brauche Gott, und die Religionsfreiheit sei Weg zum Frieden: „Eine mit Gott versöhnte Gesellschaft ist näher am Frieden“, so der Papst in seiner Botschaft wörtlich.





(rv 16.12.2010 pr)







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