In der sechsten Folge
unserer Serie über das letzte Konzil denkt Jesuitenpater Dariusz Kowalczyk diesmal
über die Konzils-Konstitution Lumen gentium über die Kirche in der Welt von heute
nach.
Man hört oft: Die Kirche hat dies und das getan bzw. unterlassen, sie
sollte dies und das tun – aber woran denken wir überhaupt, wenn wir „Kirche“ sagen?
Bei einer Antwort auf diese Frage können wir nicht umhin, uns auf die Konstitution
„Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils zu beziehen. Das Problem mit
dem Reden von der Kirche heute besteht darin, dass häufig diejenigen über sie diskutieren,
die sie gar nicht von innen kennen. Darum drücken sie eher ihre gesammelten Gefühle
aus und nicht die Realität, die darin besteht, dass Männer und Frauen zusammen einen
Leib bilden wollen, den wir „Kirche“ nennen. Während des Konzils kam die Frage
auf: Kirche, was sagst du eigentlich über dich selbst? Als Antwort darauf präsentiert
sich die Kirche selbst – durch das Konzil – als Volk Gottes, Leib Christi und Tempel
des Heiligen Geistes. Also: Wir sind Kirche, nicht weil wir gern in einem internationalen
Verband sind mit seinem Chef in Rom, sondern weil die Heiligste Dreifaltigkeit die
konkrete Gemeinschaft will, die auf drei Elementen ruht: dem Wort, den Sakramenten
und den Taten der Nächstenliebe. Und wer auch immer von der Kirche sprechen will,
sollte also dieses Selbstverständnis der Kirche kennen, auch falls er es als Nichtgläubiger
womöglich nicht teilt. Benedikt XVI. sagt in seinem neuesten Buch, dass die Kirche
kein „Interessenverband“ ist und nicht etwa die Aufgabe hat, „ein Produkt zu schaffen
oder gute Verkaufserfolge zu haben“. Vielmehr geht es darum, „eine Gemeinschaft freier
Menschen aus allen Nationen und Kulturen in engen Kontakt mit Gott zu bringen“. Wenn
wir also „Kirche“ sagen – denken wir nicht allein an Papst und Priester! Das Konzil
hat neu vor Augen geführt, dass das ganze Volk Gottes dazu gerufen ist, prophetisch,
priesterlich und königlich zu sein: Alle sind zur Heiligkeit gerufen. Bevor wir also
über die Kirche reden, fragen wir uns doch einmal selbst: Macht unser eigenes Handeln
denn die Kirche besser? Oder etwa schlechter?