2010-12-13 13:41:32

Deutschland: DBK „erleichtert“


RealAudioMP3 Die Deutsche Bischofskonferenz zeigt sich „erleichtert“ über die Ergebnisse des „Runden Tisches Heimerziehung“. Das Gremium hat an diesem Montag seine Empfehlungen zur Entschädigung von ehemaligen Heimkindern vorgestellt, die zwischen 1949 und 1975 in Einrichtungen der Bundesrepublik Gewalt und Demütigungen erlitten. Über die Entschädigungen wurde seit zwei Jahren beraten. Johannes Stücker-Brüning war Vertreter der katholischen Bischöfe am Runden Tisch. Er sagte dem Kölner Domradio:

„Ich denke, dass der Lösungsvorschlag umfassend ist, er ist breit aufgestellt. Er berücksichtigt die zentralen Anliegen von ehemaligen Heimkindern, er erfüllt Aspekte von Aussprache, kommt dem Wunsch nach Anerkennung ihres Leids nach, er enthält Ansätze für Konsequenzen für die Heimerziehung. Und er enthält auch finanzielle Hilfen für die, die sie brauchen. Insofern ist es ein umfassender Lösungsansatz, und nur ein solcher kann der komplexen Problemsituation vieler ehemaliger Heimkinder auch gerecht werden.“
 Nach Vorschlag des „Runden Tisches Heimerziehung“ sollen die Entschädigungen über eine Stiftung organisiert werden, deren Vermögen in drei gleichen Teilen von Bund, Ländern und Kirchen gestellt wird. Das Gesamtvermögen belaufe sich auf 120 Millionen Euro, so die Leiterin des Gremiums und frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer an diesem Montag in Berlin. 20 Millionen Euro sollen in einen Rentenfonds für Betroffene fließen, denen durch den Heimaufenthalt Rentenansprüche entgangen sind. 100 Millionen sollen als Ausgleichszahlungen für Folgeschäden zur Verfügung stehen – für Therapien und Traumabehandlungen ebenso wie für Mietzuschüsse oder Altershilfen. Pauschale Entschädigungen seien „nicht gerechtfertigt“, gab Vollmer an.
 Die Ergebnisse des Runden Tisches müssten nun effektiv und ohne Verzögerungen umgesetzt werden, so DBK-Vorsitzender Robert Zollitsch. Die Kirchen hatten ihre Zahlungsbereitschaft zugesagt, Bund und Länder gaben ihre Zustimmung unter Vorbehalt. Zollitsch äußerte Bedauern darüber, dass auch in Heimen der katholischen Kirche in den 50er und 60er Jahren junge Menschen „großes Unrecht erfahren mussten“ und bat die Opfer um Verzeihung. „Gerade mit Blick auf den Anspruch, den kirchliche Einrichtungen an sich selbst stellen“, sei es „nicht nachvollziehbar, wieso Mittel und Instrumente genutzt wurden, die dem christlichen Menschenbild zutiefst widersprechen“, so Zollitsch wörtlich, der selbst mit ehemaligen Heimkindern über Gewalterfahrungen sprach.
 Opfervertreter kommentierten die geplanten Entschädigungen von 120 Millionen Euro am Montag als „Farce“. Im Interview mit dem Deutschlandradio Kultur sagte die Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder, Monika Tschapek-Güntner, bei geschätzten 30.000 Anspruchsberechtigten bekomme jeder Einzelne dann etwa nur 2.000 bis 3.000 Euro. Es könne nicht sein, dass Menschen, die als Kind Misshandlungen, Folter und sexuellen Missbrauch erlebt hätten, derart abgefertigt würden, so Tschapek-Güntner. Sie kündigte eine Klage an.

Bei den Beratungen des „Runden Tisches Missbrauch“ - das ist wohlgemerkt ein anderes Gremium, das sich nach den im letzten Jahr bekannt gewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs zusammensetzte - ist von konkreten finanziellen Entschädigungen für die Opfer bisher keine Rede gewesen. Im Gremium sitzen Regierungs-, Bildungs-, Kirchen- und Sozialvertreter. Allerdings soll es laut einem Zwischenbericht von Anfang Dezember staatliche Zuschüsse für Opferanwälte geben. Der „Runde Tisch Missbrauch“ will bis Ende 2011 seinen Abschlussbericht vorlegen.

(pm / diverse 13.12.2010 pr)








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