Chile: Kirche warnte vor Zuständen in Gefängnissen
Immer wieder hatten
Chiles Bischöfe die Regierung in Santiago auf die katastrophalen Bedingungen in den
Haftanstalten des Landes hingewiesen. Umsonst. An diesem Mittwoch starben bei einem
Großbrand in einem Gefängnis in Santiago 81 Häftlinge in den Flammen. Eine unsägliche
Tragödie, kommentierte der Erzbischof von Santiago, Kardinal Francisco Javier Errazuriz
Ossa, das Unglück, als er die Haftanstalt kurz nach der Brandkatastrophe besuchte.
Erst vor fünf Monaten habe die chilenische Bischofskonferenz an die Adresse der Regierung
ein Dokument geschickt, in dem sie neuerlich vor den untragbaren Zuständen in den
Haftanstalten warnte. Ein Problem, das sich auch in allen Nachbarstaaten Chiles stellt,
sagte uns der Lateinamerika-Beauftragte von Radio Vatikan, Luis Badilla.
„Die
Gefängnisse Lateinamerikas sind die ruinösesten Gebäude des ganzen Kontinents. Nicht
nur, weil sie oft veraltet sind, für andere Zwecke gebaut wurden und keinerlei Instandhaltung
erfahren. In 90 Prozent der lateinamerikanischen Haftanstalten sitzen doppelt so viele
Insassen wie vorgesehen. Die Öffentlichkeit hat keine Vorstellung von dem Gefängnis-Notstand.
Die Kirche ist praktisch die einzige Stimme, die auf dieses Problem andauernd hinweist
und Druck auf die Autoritäten ausübt.“
Das Gefängnis von Santiago war für
780 Häftlinge ausgelegt, zum Zeitpunkt des Brandes war es mit 1.900 Insassen überfüllt.
Nach den Ermittlungen handelt es sich um Brandstiftung. Elf Gefangene legten das Feuer
nach einem Streit in einer Zelle.