Papst: „Idee der demokratischen Gleichheit kommt aus dem Christentum“
„Wer Gott liebt, den
verlangt es danach, Theologe zu werden – wenn auch nicht immer professionell“: Das
hat Papst Benedikt – übrigens selbst passionierter Theologe – an diesem Freitag zu
Theologen gesagt. Im Vatikan sinnierte er vor der Internationalen Theologenkommission,
die er als Kardinal selbst lange geleitet hat, darüber, was für ein Privileg es doch
sei, „von Amts wegen über Gott nachdenken und sprechen zu dürfen“. Theologie sei auf
Vermittlung, auf Weitersagen angelegt – und sie leiste auch einen wichtigen Beitrag
zum Weltfrieden, weil sie ja zum „Gott der Vergebung“ führe.
„Kein theologisches
System kann auf eigenen Füßen stehen, wenn es nicht von Liebe zu seinem göttlichen
’Studienobjekt‛ durchdrungen ist. Und keine Theologie ist wirklich eine solche, wenn
sie nicht Teil des Lebens und Nachdenkens der Kirche ist. Natürlich muss Theologie,
um wissenschaftlich zu sein, rational argumentieren. Aber sie muss auch der Natur
des kirchlichen Glaubens treu sein: auf Gott ausgerichtet, im Gebet verwurzelt und
in Gemeinschaft mit den anderen Jüngern des Herrn stehend. Diese Gemeinschaft wird
von der Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus und mit allen Bischöfen garantiert.“
Theologen
fangen darum auch „nicht bei null an“, so der Papst in einer etwas spitzen Formulierung:
Sie bauten ja immer „auf den Vätern der Theologie und der ganzen christlichen Tradition
auf“. Übrigens habe John Henry Newman vorgemacht, dass man auch als Theologe in die
Reihe der Seligen aufsteigen könne. Es sei „kein geringer Beitrag der Theologie zum
Konzert der Wissenschaften“, wenn sie auf den „bleibenden Wert“ des Reichtums hinweise,
der auf uns überkommen sei.
„Christus ist für alle gestorben – auch wenn
nicht alle das wissen oder akzeptieren. Das drängt uns zum Dienst an den anderen im
Namen Christi: Der soziale Einsatz der Christen ergibt sich notwendigerweise aus der
Offenbarung der göttlichen Liebe. Den geoffenbarten Gott zu betrachten und Nächstenliebe
zu üben – das lässt sich nicht voneinander trennen. In der Welt von heute werden viele
Errungenschaften des Christentums hochgeschätzt, etwa die Vorstellung einer demokratischen
Gleichheit, die eine Tochter des evangelischen Monotheismus ist. Viele verstehen aber
nicht die Wurzel dieser Ideale. Da ist es besonders wichtig, dass wir zeigen: Wenn
die Wurzeln des Baumes abgeschnitten werden, dann verfaulen die Früchte!“