2010-11-30 10:53:49

II. Vatikanisches Konzil: Eine Serie von P. Dariusz Kowalczyk, Teil 4


RealAudioMP3 In der Konzils-Konstitution über die Liturgie sind die allgemeinen Normen der liturgischen Ordnung formuliert worden. Die erste heißt: „Die Ordnung der Liturgie obliegt der kirchlichen Autorität. Dementsprechend darf es kein anderer, auch kein Priester, aus eigener Initiative wagen, in liturgischer Hinsicht etwas hinzuzufügen, wegzulassen oder zu verändern.“ (SC 22) Auch wenn also das Konzil durchaus die Möglichkeit zu einer gewissen liturgischen Kreativität gibt, war es also dennoch weit davon entfernt, die Liturgie als Menschenwerk anzusehen. Die Worte Pius XI.` bleiben in dieser Hinsicht gültig: „Liturgie ist keine Regieanweisung, die irgendjemand zusammenstellt.“
Die Beziehung zwischen Glaube und Liturgie wird in der alten Formel ausgedrückt „lex orandi – lex credendi“: Das liturgische Handeln setzt den Glauben der Teilnehmenden voraus, während die richtige Weise zu beten sich aus der richtigen Weise zu glauben ergibt. Wenn Joseph Ratzinger sagt, man dürfe „die Liturgie nicht mit Privaterfindungen anzureichern versuchen“, dann sehen wir daran, dass er die Gefahr sieht, eine allzu phantasievolle Liturgiefeier könne zu einer falschen Art des Glaubens führen.
Das Problem ist keineswegs neu. Zu Beginn des fünften Jahrhunderts schreibt Innozenz I. in einem Brieef: „Jeder glaubt offenbar, er brauche nicht dem Überlieferten zu folgen, sondern könnte machen, was ihm selbst gefällt, und das erregt Anstoß beim Volk.“ Auch heute denken manche, Liturgie könne man irgendwie selber machen, und alles müsse doch irgendwie spontan hervorbrechen. Aber so ist es nicht. Wie es aber gleichzeitig auch nicht stimmt, dass alles schon ein für allemal fertig gemacht wäre. Die Interpretation, man solle doch nur das Vorgeschriebene immer wiederholen, leugnet die historische Dimension der Kirche, die das Zweite Vatikanische Konzil neu hervorgehoben hat. Hoffen wir, dass der Geist uns in die ganze Wahrheit einführt und uns die Weisheit schenkt, der Straße zwischen zwei Extremen zu folgen: zwischen dem „alles ist schon gemacht“ und dem „alles ist noch zu tun“.
(rv 30.11.2010 sk)







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