„Der Notstand ist seit der Cholera-Epidemie nicht mehr kontrollierbar.“ Das sagt Pater
Antonio Menegón, der die Mission des Kamillianerordens auf Haiti leitet, im Gespräch
mit einer Nachrichtenagentur. Unmittelbar vor den Wahlen von diesem Sonntag werde
auf den Straßen geschossen: „Überall liegen Leichen.“ Die Menschen sähen keine Alternative
und legten die Toten in Abfallsäcke „auf der Suche nach Massengräbern, um sie dort
abzulegen“, so der Missionar. Die Ordensleute betreuen Cholera-Kranke und verteilen
Medikamente und Desinfektionsmittel zur Vorbeugung und Behandlung. Die Cholera-Welle
hat bisher schon über 1.500 Menschenleben gefordert und nach Experten-Ansicht noch
nicht ihren Zenit erreicht. Dass unter solchen Umständen die Wahlen dennoch stattfinden,
hat die zuständige Kommission erst vor ein paar Tagen entschieden. „Wichtig ist, dass
der Neuanfang jetzt bald kommt", sagt der Generalsekretär der Haitianischen Bischofskonferenz,
Hans Alexandre. Neben dem Präsidentenamt sind alle 99 Mandate des Abgeordnetenhauses
und 11 der 30 Senatorensitze zu vergeben. Mit grossem Aufwand versuchen die Soldaten
der Uno-Mission Minustah sowie 9.000 haitianische Polizisten, die Wahlen zu schützen,
nachdem es in den vergangenen Tagen vor allem in der Provinz zu schweren Ausschreitungen
gekommen war. (fides/kna 27.11.2010 sk)