Es ist fast vier Wochen
her, dass in Bagdad bei einem Überfall auf die syrisch-katholische Kirche fast 60
Menschen ums Leben kamen. Seitdem gedenken Menschen überall auf der Welt der Opfer,
beginnend bei den arabischen Christen. Am Donnerstag fand auch im Vatikan eine Messe
zum Gedenken statt. Angesichts der vielen Überfälle, die es auch seit dem immer wieder
gegeben hat sprach Kardinal Leonardo Sandri in seiner Predigt vom Unverständnis:
„Vor
und nach diesem tragischen Ereignis haben andere Unschuldige im Irak ungerecht zu
leiden gehabt. Aber wenn man den Blick auf die Welt richtet müssen wir fragen, wie
viel mehr Schmerz müssen Personen jeden Alters, jeder Religion und Kultur kommen für
ihre Überzeugungen noch erleiden? Eigentlich gebührt ihnen Respekt, gleichermaßen
für jeden Mann und jede Frau. Wir fragen uns: warum erheben sich nicht dauernd die
Stimmen der Verantwortlichen, und aller Menschen guten Willens zur Verteidigung der
wahren Freiheit der Religion und des Gewissens?“
Als Präfekt der Kongregation
für die Ostkirchen stand Sandri dem Gottesdienst vor. Aber bei aller Klage und bei
allem Unverständnis war es keine politische Veranstaltung. Dominikanerpater Max Cappabianca
ist Mitarbeiter Sandris in der Kongregation und ein Kollege hier bei Radio Vatikan.
„Mit diesem Gottesdienst wollte der Vatikan vor allem geistlich ausdrücken,
was ein christlicher Umgang mit solchen Unglücken ist. Natürlich muss dir Politik
etwas tun, und dafür standen auch die eingeladenen Diplomaten. Trotzdem geht es nicht
um Aktionismus, sondern es geht um das Gebet, um Gebet um Frieden, und vor allem auch
um das Gebet, dass Gott dem sinnlosen Opfer dieser Menschen, wie er Kardinal Sandri
auch in seiner Predigt gesagt hat, einen Sinn gibt und zu einem Samen des Friedens
und der Versöhnung werden lässt.“
Dem Westen ist Bagdad fremd und fern,
auch die Kirchen dort. Der Gottesdienst war natürlich zuerst eine Trauerfeier, dann
aber auch ein Mahnen um Frieden. Für einige der Anwesenden war es aber noch ein wenig
mehr:
„Es waren sehr viele arabische Priester da, die in Rom studieren.
Hier in Rom gibt es sehr viele orientalische Kollegien. Hier werden sie ausgebildet,
um dann im Nahen Osten, wo sie ja her stammen, priesterlich zu wirken. Es ist deutlich
geworden, dass die, die da waren, wissen, dass ihnen vielleicht auch so ein Schicksal
blühen kann. Was da im Irak geschieht ist nicht irgend etwas fernes, das ist etwas,
was die ganze Kirche angeht, was uns aber auch zusammenschweißt in der Hoffnung, dass
das nicht das letzte Wort hat.“
Immer wieder hat der Vatikan in der Vergangenheit
zu Frieden aufgerufen, damit die Christen, die schon seit Jahren in Scharen das Land
verlassen, in ihrer Heimat eine Zukunft haben. Mit dem Trauergottesdienst in Sankt
Peter ist diese Kirche und ihr Leid unseren Kirchen wieder ein Stück nähre gerückt.
„Mich
persönlich hat am meisten beeindruckt das syrische Totengebet am Ende des Gottesdienstes,
gesungen vom Patriarchen der syrisch-katholischen Kirche und den Priestern, es war
sehr eindrücklich, diese archaischen Klänge in der Petersbasilika zu hören.“