Erzbischof Kurt Koch,
an diesem Samstag sind Sie zum Kardinal kreiert worden, wie fühlen Sie sich?
„Es
war für mich eine große Überraschung, dass der Heilige Vater mich so schnell ins Kardinalskollegium
aufnehmen will. Ich habe ja erst am 1. Juli begonnen, und schon steht diese Aufgabe
da. Aber ich bin überzeugt, dass der Papst diese Ernennung nicht in erster Linie wegen
meiner Person macht, sondern wegen meiner Aufgabe. Er will damit zeigen, welche grundlegende
Bedeutung für ihn die Ökumene hat.“
Ist das wichtig im Dialog mit Orthodoxen,
dass man Kardinal ist?
„Es ist sicher für alle Dialoge von grundlegender Bedeutung,
nehmen wir die orthodoxen Kirchen, aber auch die reformierten Kirchen oder etwa die
Anglikaner, dass hier einfach ein Zeichen gesetzt wird, diese Dialoge und diese Ökumene
sind uns sehr wichtig, deshalb soll derjenige, der die Verantwortung dafür trägt,
auch mit einer besonderen Verantwortung ausgestattet sein.“
Es gab bisher
nicht viele Kardinäle aus der Schweiz, welche Bedeutung hat Ihre Kardinalswürde für
Ihr Heimatland?
„Das müssen Sie die Schweizer fragen, was die da herauslesen,
das kann ich schwer beurteilen! Immerhin sind wir jetzt vier Kardinäle in der Schweiz.
Gewiss, nicht mehr alle wahlberechtigt. Aber das ist für ein so kleines Land schon
eine große Anzahl, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht.“
Wie sehen
Sie Ihre Zukunft im Vatikan, was erhoffen Sie sich?
„Ich hoffe, dass meine
Anwesenheit in Rom, und ich werde im Gespräch bleiben mit den Schweizern, vor allem
auch mit den Schweizer Bischöfen, dass ich mehr tun kann für die gegenseitige Verständigung.
Dass das, was in der Ortskirche in der Schweiz geschieht hier besser erklärt werden
kann, dass aber andererseits auch das Bild der Universalkirche und des heutigen Papstes
ein bisschen in anderen Farben dasteht als manchmal in der Schweiz, wo man ja eigentlich
Papst Benedikt kaum wieder erkennt in diesen Karikaturen, die es teilweise in der
Schweiz gibt. Diese unmittelbare Erfahrung zu haben, kann helfen. Das habe ich auch
persönlich erleben können, als ich den Heiligen Vater auf seiner Englandreise begleiten
durfte, wie die Erfahrung des Heiligen Vaters als Person, in seiner Schlichtheit,
seiner Demut und mit der Klarheit seiner Botschaft die Leute beeindruckt hat. Viele
Journalisten sagten mir, sie seien überrascht, ich habe dann geantwortet: Ich bin
nicht überrascht, weil ich ihn schon länger kenne.“ (rv 20.11.2010 mg)