Peru: Der Bischof und „dieses ganze Gesudele“

„Die Kirche darf die Armen nicht enttäuschen“: Das schreibt Papst Benedikt in seinem großen Schreiben über das Wort Gottes, das vor einer Woche veröffentlicht wurde. Und weiter: „Auch die Armen selbst sind Träger der Evangelisierung.“ Über diese Sätze freut sich Norbert Strotmann: Der deutsche Missionar ist Bischof von Chosica, einem Vorort von Lima, der Hauptstadt Perus. Er sagte uns an diesem Freitag:

„Lateinamerika – und das wird auf Weltebene zuwenig gesehen – ist der Kontinent mit der größten Ungleichheit. Heute jubelt man Brasilien hoch, aber man muss wissen: Das ist das Land Nummer eins mit den größten Ungleichheiten im Einkommen. Das macht mich nervös, wenn ich daran denke, dass wir als Kirche nicht in der Lage sind, das Denken, das dem zugrunde liegt, aufzubrechen. Nicht im Sinne von Revolutionstheorien, sondern den Menschen im Sinne der Bibel sensibel zu machen für den Menschen…“

Eigentlich wäre die Vorweihnachtszeit ein guter Moment für eine solche „Kampagne“. Strotmann hat kürzlich mit seinem Priesterrat darüber Ideen ausgetauscht. Aber:

„Es ist bei uns fast noch schlimmer als bei Ihnen in Europa – die Vergeschäftigung des Weihnachtsfestes. Wie können wir an die Menschen heranbringen, was an Weihnachten geschieht? Denn das ist etwas derart Grundsätzliches und Ungewöhnliches; aber man bringt in diesem ganzen Gesudele der Weihnachtseuphorie einfach nicht mehr die Botschaft rüber!“

Eine Botschaft, die aus der Sicht des Bischofs viel mit dem Stichwort Gerechtigkeit zu tun hat:

„Wir müssen in der Lage sein, dem Menschen in Lateinamerika angesichts der Ungerechtigkeit zu sagen: Gott ist der Gott aller Menschen! Wir möchten ja gar nicht irgendwem etwas wegnehmen – wir möchten nur, dass es Lebensmöglichkeit, ein gutes Leben für alle gibt! Wir brauchen von Weihnachten her neue Sensibilität für Gerechtigkeit, denn Gott geht es nicht um den einen oder anderen, es geht ihm um uns alle.“

(rv 19.11.2010 sk)