„Danke, Sony“ – das ist selten, dass im Vatikan eine Pressekonferenz mit diesen Worten
beginnt. Am Dienstag aber war das so: Erzbischof Claudio Maria Celli dankte dem japanischen
Elektronikkonzern und den Kolumbusrittern. Und zwar dafür, dass sie es dem vatikanischen
Fernsehdienst CTV möglich gemacht haben, Papstreisen und Generalaudienzen künftig
in hochauflösendem Fernsehen zu übertragen. Mit einem neuen Übertragungswagen ist
die Technik nun komplett auf dieses so genannte HD umgestellt, und außerdem ist das
fast vierzehn Meter lange Fahrzeug jetzt auch für dreidimensionales Fernsehen ausgestattet.
Sie wissen schon: Avatar usw.
„Das ist mit Sicherheit die größte Investition,
die das Vatikanfernsehen in den letzten Jahren oder auch in seiner über 25-jährigen
Geschichte getätigt hat“, sagt Vatikansprecher und CTV-Direktor Federico Lombardi
vor Journalisten. Der Jesuit macht schnell klar, warum der Vatikan um diese Anschaffung
nicht drumherum kam: „Immer mehr Fernsehkanäle übertragen mittlerweile in HD; praktisch
alle Regiewagen, die heute in Dienst gestellt werden, haben HD. Daran konnten wir
nicht vorbeisehen. Von heute an werden wir anderen Sendern unsere Bilder von Papst-Auftritten
in Hochauflösung zur Verfügung stellen und auch unser ganzes vatikanisches TV-Archiv
in HD führen.“
Ingesamt hat die neue technische Ausstattung 4,5 Millionen Euro
gekostet; davon übernahmSony etwa 900.000 Euro. Außer einer kräftigen Spende der Kolumbusritter,
die dem CTV schon drei Regiewagen mitfinanziert haben, hat der vatikanische Fernsehdienst
auch selbst ein bißchen für die Finanzierung auf die Seite gelegt. Trotzdem – ganz
schön viel Geld, Pater Lombardi...
„Wir mußten das tun. Wir können das auch
denen gegenüber verteidigen, die vielleicht glauben, wir seien zu ehrgeizig oder übertrieben
die Sache. Wir konnten einfach nicht an HD vorbei: Sonst wäre das Bild des Papstes
in den nächsten Jahren allmählich aus der Fernsehwelt verschwunden!“
Das wäre
nicht recht, und darum ist`s auch nicht billig. Lombardi kündigte außerdem an, der
vatikanische Fernsehdienst werde demnächst seine Bilder in Rom und Umgebung auch direkt
senden. Bislang belieferte CTV lediglich andere Sender mit Filmmaterial und verfügte
nicht über eigene Sendefrequenzen. Trotzdem – der Schritt zum eigenen vatikanischen
Fernsehprogramm ist das nicht: „Wir haben keine neue, zusätzliche Redaktion, die jetzt
ein 24-Stunden-Fernsehen machen könnte. Wir haben keine Redaktion für Aktuelles oder
für Unterhaltung...“
Im Vatikan ist medial derzeit einiges in Bewegung – davon
konnte dann auch Erzbischof Celli als päpstlicher Medienminister ein Lied singen.
Vor allem im Internet macht sich der freundliche Erzbischof, der allerdings offenbar
als einziger Leiter eines Päpstlichen Rates noch keinen Roten Hut bekommt, zu schaffen:
„Kurz nach der Einweihung dieses neuen Regie-Lastwagens werden wir vom Päpstlichen
Medienrat eine völlig neu überholte Seite „Pope 2 you“ ins Netz stellen. Diese Seite,
die sich an Jugendliche in aller Welt richtet und sie ins Gespräch mit dem Papst bringen
soll, hat es schon auf fünf Millionen Klicks gebracht!“
Noch mehr liegt Celli
aber ein zweites Projekt am Herzen: „Das ist uns noch wichtiger“, sagt er. „Wir haben
damit angefangen, ein neues Portal zu schaffen, in dem – auch multimedial – alle vatikanischen
Nachrichtenquellen zusammen auftreten sollen, also Radio Vatikan, der Osservatore
Romano, der Vatikanische Pressesaal oder der fides-Informationsdienst. Daran arbeiten
wir auf Hochtouren; vielleicht werden wir es Vatican News nennen. Uns scheint das
in der heutigen Welt immer nötiger...“
Vertauschte Rollen: Bei dieser Pressekonferenz
waren es die Vatikanleute, die technische Details vorstellten und praxisnah blieben.
Während der Sony-Vertreter fürs Visionäre zuständig war: „Ich glaube, die Menschheit
hat eine helle Zukunft!“ Damit kann er unmöglich nur den neuen Regiewagen des Vatikanfernsehens
gemeint haben...