Volksnähe und Vielseitigkeit,
dafür steht der neue Kopf der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy
M. Dolan. Das meint der USA-Experte Ferdinand Oertel im Gespräch mit Radio Vatikan.
Bei der Wahl an diesem Dienstag schlug Dolan den Vizepräsidenten der US-amerikanischen
Bischofskonferenz, Bischof Gerland Kicanas aus Texas. Das war seit Neustrukturierung
der Konferenz mit dem Zweiten Vatikanum nicht mehr vorgekommen; bisher war es immer
der Vizepräsident gewesen, der dieses Amt bekleidete. Im Vergleich zu seinem Vorgänger
Kardinal Francis George sei Dolan stärker pastoral ausgerichtet, erklärt Oertel:
„Er
hat selbst gesagt, ich bin gerne in der Nähe des Volkes, spreche mit den Leuten, will
ihnen Mut zusprechen aus ihrem Glauben heraus. Dann ist er wichtig hinsichtlich für
die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Innerhalb der Bischofskonferenz ist er
mit Sprecher der Kommission für den Kontakt mit den Juden, in New York hat er sich
kürzlich angeboten als Vermitter in dem Streit über die Moschee in Ground-Zero-Nähe,
er will also Dialog mit anderen christlichen und nicht-christlichen Gemeinschaften.“
Weiter
propagiere der Erzbischof, der erst seit 2009 im Amt ist, eine moderne Messgestaltung
und poche auf christliche Erziehung im Schulwesen. Die Wahl Dolans könne als Hinwendung
der Oberhirten zu den vielfältigen sozialen Problemen des Landes gewertet werden,
die katholische Soziallehre werde sozusagen – stärker als zuvor – „in ihrer ganzen
Breite“ berücksichtigt.
„Ich nehme an, in der Zeit, in der es eine ganze
Reihe an Problemen gibt, auch an heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche
und Bischofskonferenz über die Position der Kirche in der modernen Gesellschaft, dass
man da evtl. überlegt, von starren Positionen der Vergangenheit, die sich vorwiegend
auf die Frage des Verbots der Abtreibung, auf Lebensschutzfragen und Embryonenforschung
beziehen, dass man da doch ein breiteres Panorama entwirft.“
Mit Dolan
gebe es auch in Fragen des Lebensschutzes weiter Kontinuität, da ist sich Oertel sicher.
Schließlich habe auch Dolan „das Manko“ der Gesundheitsreform erwähnt, dass mit Steuergeldern
Abtreibungen finanziert werden könnten. Allerdings überlegten auch die US-amerikanischen
Oberhirten inzwischen, ob sie nicht ein „breiteres Sozialprogramm der Kirche“ vertreten
sollten, statt sich nur „exklusiv auf das ein oder andere“ einzulassen. Schließlich
sei in Sachen Lebensschutz und auch beim Thema Einwanderung demnächst kein Dammbruch
in der amerikanischen Politik zu erwarten, meint Oertel.