Der Saarbrücker Theologe Gotthold Hasenhüttl ist aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Das meldet die Saarbrücker Zeitung an diesem Dienstag. Der als Priester suspendierte
Hasenhüttl ziehe damit 51 Jahre nach seiner Priesterweihe einen Schlußstrich unter
seinen jahrelangen Streit mit dem Bistum Trier und dem Vatikan. Hasenhüttl war als
Priester suspendiert worden, weil er beim 1. Ökumenischen Kirchentag von Berlin 2003
die Kommunion an Protestanten ausgegeben hatte. 2006 entzog ihm der damalige Trierer
Bischof Reinhard Marx die kirchliche Lehrerlaubnis. Seinen Austritt hat der 76-jährige
Hasenhüttl nach Angaben der Zeitung schon Ende September im Saarbrücker Standesamt
vollzogen. Der Zeitung sagte er zur Begründung: „In der Institution Kirche geht es
nicht um den einzelnen Menschen, es geht auch nicht um theologische Impulse, sondern
um eine starre, fundamentalistisch orientierte Institution.“ In einem Brief an den
Trierer Bischof Stephan Ackermann betont Hasenhüttl allerdings, es sei „selbstverständlich,
dass ich die Katholische Kirche als Glaubensgemeinschaft nicht verlasse“. Er beruft
sich auf den Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte, der 2006 betont hatte, dass ein
bloß formaler Kirchenaustritt noch keinen Abfall vom Glauben darstellt, dass also
ein Betroffener deshalb nicht exkommuniziert wird. Derweil hat der Erfurter Bischof
Joachim Wanke davor gewarnt, den Austritt aus der Kirche zu verharmlosen: „Die bewusste
Entscheidung, nicht mehr der Kirche angehören zu wollen, ist keine Bagatelle“, sagte
der langjährige Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz
in einem Interview. Man könne nicht zwischen einer idealen und einer realen Kirche
trennen, betonte er mit Blick auf frühere Kirchenmitglieder, die sich weiterhin als
gläubig bezeichnen. Der Bischof rief die Gemeinden auf, auch jene im Blick zu behalten,
die die Kirche verlassen haben. Wanke hob zugleich hervor, eine Gewissensentscheidung
zum Kirchenaustritt sei zu achten. Eine bloße Verärgerung über konkrete Verfehlungen
in der Kirche sollte dafür aber kein Grund sein. Wer austrete, verzichte auf die Möglichkeit,
sich innerhalb der Kirche für Veränderungen einzusetzen. (saarbrücker zeitung online
16.11.2010 sk)