Es ist der zehnte
Bischof in China, der in diesem Jahr mit Erlaubnis der staatlichen Behörden und des
Vatikans geweiht wurde: Joseph Yang Yongqiang ist seit diesem Montag Weihbischof in
der Stadt Zibo, das liegt in der Provinz Shandong zwischen Beijing und Shanghai. Den
Dialog mit den so genannten „Untergrundkirchen“ wolle er vertiefen, so ein Ziel des
neuen Oberhirten. Dazu gehöre auch, dass die offiziellen Kirchen Kultstätten mit den
staatlich nicht anerkannten Kirchen teilten, so Yang.
Die Grenze zwischen
Untergrundkirche und offizieller Kirche verschwimme in den letzten Jahren zunehmend.
Das meint der amerikanische Journalist Paul Mooney von der „South China Morningpost“.
Er beobachtet Chinas Kirche seit Jahren und kommt viel in er Volksrepublik herum.
Die Linien verschwimmen: Er kenne zum Beispiel Priester, die zwar das staatliche Priesterseminar
besuchten, aber nur in Untergrundkirchen verkehrten. Auch gebe es Bischöfe, die nicht
der Patriotischen Vereinigung beitreten, aber offen agieren wollten – da könne man
kaum noch von einem einheitlichen „Untergrund“ sprechen, meint Mooney:
„Die
Patriotische Vereinigung will die ganze Kirche kommunistisch machen. Aber ich denke,
das Gegenteil passiert: Die Untergrundkirche wird immer sichtbarer und etablierter.“
Nach
Mooneys Quellen sind von etwa 12 Millionen Katholiken in China heute knapp die Hälfte
in nicht-kirchlichen Strukturen aktiv. Roms Bemühungen um die Einheit der chinesischen
Kirche seien leider nicht allen Katholiken verständlich. Die Schatten der Vergangenheit
reichten in China immer noch weit:
„Alle Paar Jahre hören wir Gerüchte,
dass der Vatikan mit Beijing neue Bande geknüpft hat, aber selbst wenn er das tut,
gibt es Probleme. In den Gebieten, wo früher Bischöfe verhaftet wurden, sitzen heute
die Bischöfe der Patriotischen Vereinigung. Und die Leute, die heute am meisten leiden
wie zum Beispiel in der Provinz Hebei, sind darüber nicht glücklich, denn die Neuen
sind oft keine wirklichen Katholiken. Sie gehörten zum kommunistischen System und
haben schlimme Dinge getan.“
In seinem Hirtenbrief aus dem Jahr 2007 an
die chinesischen Gläubigen hatte der Papst erlaubt, dass die so genannten „Untergrundpriester“
und offiziellen Priester zusammen Messe feiern dürften, sofern dadurch nicht „unverzichtbare
Prinzipien des Glaubens und der kirchlichen Gemeinschaft" geleugnet würden. Solche
gemeinsamen Messen bzw. Kollaborationen seien in einigen Provinzen Chinas heute Realität,
bestätigt Mooney:
„Manchmal nutzen Untergrundkirche und Patriotische Kirche
auch dieselbe Kirche; zumindest in den offeneren Provinzen.“
Kultstätten
und kirchliches Personal müssen in China amtlich „registriert“ sein, Religion außerhalb
staatlicher Strukturen gilt als „illegal“. Die so genannten nicht-offiziellen oder
„Untergrundkirchen“ haben sich bei allen der in China anerkannten Religionen, Buddhismus,
Daoismus, Islam, Katholizismus und Protestantismus, gebildet – als Reaktion auf die
so genannten „Patriotischen Vereinigungen“, die die Religion in enge Grenzen verweisen
und jede Missionstätigkeit ahnden.
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