Zu neuem Mut in der Kirche auf dem Weg in die Zukunft ruft Kardinal Christoph Schönborn
von Wien auf. Bei einem Vortrag in Eisenstadt zum 50-jährigen Diözesanjubiläum sprach
sich Schönborn zugleich für Vielfalt in der Kirche aus. Wörtlich sagte der Kardinal:
„Eine Vielfalt darf und soll bleiben. Wenn der gemeinsame Glaube und der gemeinsame
Herr, die eine Taufe uns zusammenhalten, dann darf es auch ein sehr vielgestaltiger
Weg sein.“ Schönborn berichtete in seinem Festvortrag von den Erfahrungen mit dem
Erneuerungsprozess „Apostelgeschichte 2010“ in der Erzdiözese Wien. Persönlich habe
er aus den drei Diözesanversammlungen vor allem die Erfahrung mitgenommen: „Keine
Angst vor der Wahrheit, keine Angst voreinander.“ Das Wagnis der offenen Rede habe
im Laufe des Prozesses den Umgangston miteinander verändert, „weil das Vertrauen gewachsen
ist“.
Schönborn kam auch auf Fragen der Strukturreform zu sprechen. Traditionelle
Pfarrstrukturen würden auch in Zukunft gebrauch“, „zugleich wird sich hier viel ändern
in den nächsten Jahren“. Das Leben der Kirche würden lebendige Gemeinden ausmachen,
so der Kardinal wörtlich: „In vielen unserer Pfarren ist dieses Potenzial lebendiger
Gemeinden da. Doch es braucht nicht für jede Gemeinde den ganzen Aufwand der Pfarrstruktur.“
Manchmal genügten wohl auch „leichtere, beweglichere Strukturen“.
Gemeinde
sei heute weitgehend nicht mehr identisch mit der Dorfgemeinschaft, Gemeinde trete
auch in Form von Bewegungen und Gemeinschaften bis hin zu den Orden auf. Schönborn:
„Kleine christliche Gemeinschaften verschiedenster Art gibt es und wird und soll es
noch mehr geben - in viel größerer Zahl, als wir Pfarren haben bzw. brauchen.“
Die
Kirche in Österreich durchlebe seit 25 Jahren eine Zeit der Dauerkrise. Das habe die
Gefahr mit sich gebracht, dass etwas Wesentliches ungesagt bleibe, nämlich: „Dass
wir ja nicht nur unter der Kirche leiden, sondern dass wir in der Kirche geblieben
sind.“ Es sei jetzt an der Zeit, „dass wir uns trauen, einander von dem zu erzählen,
was uns in diesen Jahren getragen und gehalten hat“. Es gehe nicht um Triumphalismus,
sondern um echte Umkehr in der Kirche und um einen Perspektivenwechsel im Blick auf
die Gesellschaft, „um eine innere Zustimmung zu dem vielen Guten, das in unserer Gesellschaft
lebt, auch wenn es sich in keiner Weise auf Kirche und Glauben beruft“. Schönborn
wörtlich: „Wir müssen endgültig herunter vom hohen Ross - es ist ohnehin schon ein
Zwergpony geworden.“