Der Heilige Stuhl
beginnt mit der Apostolischen Visitation in der Kirche von Irland: Sie soll die Hintergründe
der Missbrauchsskandale erhellen, die die irische Kirche schwer erschüttert haben.
Der Vatikan hat jetzt einen Aktionsplan für die Visitation veröffentlicht. Danach
sollen die vom Papst beauftragten Untersucher prüfen, ob die Anti-Missbrauchs-Normen
wirklich effizient sind und ob in der irischen Kirche tatsächlich eine „Erneuerung“
begonnen hat. Papst Benedikt hatte die Visitation am 19. März in einem Brief an die
irischen Katholiken angekündigt. Im einzelnen ist eine Visitation in mehreren irischen
Bistümern, in den Priesterseminaren und bei den Orden vorgesehen.
„Die Visitation
ist keine Untersuchung über die Hintergründe einzelner Missbrauchsfälle und kein Prozess,
um über Vergangenes zu richten“, präzisiert der Vatikan. Die vom Vatikan beauftragten
Kontrolleure wollten sich auch „nicht in die Aktivität der Justizbehörden oder der
vom Parlament eingesetzten Untersuchungskommissionen einmischen“. Es sei auch „nicht
geplant, dass die Visitatoren Anzeigen über neue oder alte Missbrauchsfälle entgegennehmen”:
Solche Hinweise seien weiter an die Bistümer zu richten, und diese hätten dann „die
Pflicht, sich den zivilen und kirchlichen Normen entsprechend an die zivilen bzw.
kirchlichen Behörden zu wenden“. Die Visitatoren seien aber „bereit, alle zu treffen,
die von Missbrauch verwundet sind“, vor allem Opfer und ihre Familienangehörigen.
Post an die Visitatoren, die bei der Nuntiatur eingehe, werde absolut vertraulich
behandelt.
Der Vatikan empfiehlt, „dass jedes Erzbistum eine Bußfeier oder
eine ähnliche Feier in Anwesenheit des Visitators veranstaltet“. Die Überprüfung der
Orden, die in Irland viele Schul- und Bildungseinrichtungen leiten, soll mit einem
ausführlichen Fragebogen beginnen; die Visitatoren wollen die Antworten der Orden
auswerten und dann Empfehlungen an die päpstliche Ordenskongregation formulieren.
Während der ersten Phase der Visitation, die bis Ostern 2011 dauern soll, wollen die
Visitatoren keine Interviews geben; stattdessen sollen sie dem Vatikan bis zum Mai
die Ergebnisse ihrer Recherchen vorstellen. Der Vatikan will dann schriftlich „die
nächsten Schritte, die zu tun sind“, festlegen. Beim Abschluss der Visitation will
der Heilige Stuhl – so verspricht die Erklärung – eine „ausführliche Zusammenfassung
der Ergebnisse“ veröffentlichen.