Am Montag ist das
„Europäische Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ zu Ende
gegangen. Kirchenvertreter zogen bei der Abschlussveranstaltung in Wien eine eher
nüchterne Bilanz. So sagte Caritaspräsident Franz Küberl der Agentur Kathpress, dass
das Jahr nicht sehr tief gegriffen habe. Diakonie-Direktor Michael Chalupka ergänzte,
dass es konkrete Beispiele dafür gebe, dass es an Sensibilität für Armut fehle.
„Das
ist die Streichung der Familienbeihilfe für 18- bis 21jährige Arbeitssuchende: Das
sind zum Großteil Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dort streicht man sozusagen
für die Familien in einer ganz entscheidenden Phase eine Unterstützung. Hier werden
Jugendliche und auch Familien in die Armut getrieben. Den Satz ‚Alle müssen den Gürtel
enger schnallen’ müsste man eigentlich verbieten, weil er einfach ungerecht ist.“
Dass
sich Österreich nach der Budgetverhandlungen aus der internationalen Verantwortung
der Entwicklungszusammenarbeit völlig verabschiede, sei in einem Jahr, in dem es um
Armutsbekämpfung geht, auch ein fatales Signal, ergänzte der Diakonie-Direktor. Aber
das Hauptaugenmerk bei der Veranstaltung lag doch auf der eigenen Gesellschaft. Die
Theologin und Vizepräsidentin des Europäischen Armutsnetzwerkes Michaela Moser bemerkte,
dass für Armutsbekämpfung wenig Erfolge zu verzeichnen gewesen seien. Besonders kritisierte
sie den Budgetentwurf der Bundesregierung:
„Die Gruppen, die davon jetzt
getroffen werden, sind genau die, die auf der Kippe sind. Die Kürzung der Familienbeihilfe
und des Familiengeldes betrifft die, die vielleicht noch nicht von Armut betroffen
sind, aber auch nicht weit weg davon sind. Es fehlt sehr stark am Bewusstsein und
auch an Maßnahmen, die armutsvermeidend wirken. Das ist ein Knackpunkt der nächsten
Zeit: Es stimmt nicht, dass viel zu wenig Mittel da sind. Es stimmt auch nicht, dass
wir alle im gleichen Maße sparen müssen, weil das für Menschen mit wenig Einkommen
etwas ganz anderes bedeutet als für die, die relativ gut dastehen. Da kann man schon
ein wenig mehr zahlen für Benzin oder auch für Wohnraum!“
Wenn man sich
vor Augen hielte, welche Interessensgruppen in die laufenden Budgetverhandlungen einbezogen
würden - nämlich die Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Pensionistenvertreter -
dann werde einmal mehr deutlich, dass Einkommensschwache keine Lobby hätten. Am ehesten
erfüllten die Kirchen und Religionsgemeinschaften diese für soziale Gerechtigkeit
so wichtige Vertretungsaufgabe, so Moser.