Das Zweite Vatikanische Konzil bei Radio Vatikan, Folge 1
2012 jährt
sich die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils zum 50. mal. Radio Vatikan
beginnt deswegen eine Serie, die den Texten des Konzils nachgeht und sich um Aktualisierung
bemüht. Was bedeutet das Konzil heute? Was steht eigentlich genau in den Texten des
Konzils? Die Texte, die Radio Vatikan im Wochenrhythmus ausstrahlen wird, stammen
aus der Feder von Pater Dariusz Kowalczyk, Theologe an der päpstlichen Universität
Gregoriana in Rom.
Brauchen wir ein drittes Vatikanisches Konzil? Wer
könnte das wissen? Als Angelo Roncalli zum Nachfolger von Pius XII. gewählt wurde,
meinten viele Beobachter, sein Pontifikat würde ein Übergangs-Pontifikat. Roncalli
war damals 76 Jahre alt. Wenige Monate danach ergriff Johannes XXIII. die Initiative
und berief das Konzil ein, das die Kirche veränderte. Viele Kurialen fanden die Idee
eines neuen Konzils ungeheuerlich. In der Kirche war die Meinung verbreitet, dass
der Papst - kraft des Unfehlbarkeitsdogmas, das beim ersten Vatikanum 1870 beschlossen
wurde – sich selbst um jede Frage kümmern müsste. Johannes XXIII. war genau gegensätzlicher
Ansicht und setzte sich über den Widerstand hinweg. Aber woher kam ihm die feste Überzeugung,
sich in ein solch großes Unterfangen eines ökumenischen Konzils zu stürzen? Er sagte
folgendes: „Insoweit es meine demütige Person betrifft, möchte ich mich nicht auf
besondere Eingebungen berufen. Ich bin zufrieden mit der korrekten Glaubenslehre,
die uns lehrt, dass alles von Gott kommt. Auf diese Weise habe ich auch diese Idee
für das Konzil als Eingebung betrachtet.“ Es ist tatsächlich Er, derjenige, der Seine
Kirche „zur vollständigen Wahrheit“ führt. Das heißt, dass die Inspiration Papst Johannes,
das Konzil einzuberufen, vom Heiligen Geist ist; das Konzil, das laut Johannes Paul
II. „ein Meilenstein in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche“ werden sollte.
Im Lauf der Zeit haben die Konzilsdokumente ihre Aktualität nicht verloren. Trotzdem
und deswegen müssen sie immer wieder aktualisiert werden. Aber vor allem ist es an
uns, den Geist wiederzuentdecken, der dieses Konzil inspiriert und geführt hat. Joseph
Ratzinger hat bemerkt, dass zum wahren Konzil „schon während der Sitzungen, und
dann, nach und nach in der nachfolgenden Zeit, sich ein angeblicher ‚Geist des Konzils’
gegenüberstellte, der in Wirklichkeit ein echter„Gegen-Geist“ war. Eines der Dogmen
dieses „Gegen-Geistes“ wäre die These, dass alles was neu ist (oder angeblich) immer
besser ist als das, was war oder was ist.“ Während unserer Überlegungen werden
wir in den nächsten Wochen die Geister unterscheiden und den wahren Geist des Konzils
in den Texten suchen.