2010-11-06 13:31:24

Stichwort: Vom „Campo Stella“ zur Kathedrale


RealAudioMP3 Campo Stellae, Sternenfeld – so der malerische lateinische Name des Ortes, an dem der Apostel Jakobus begraben liegt. Ein Hirte fand die Grabstätte Anfang des 9. Jahrhunderts, eine Sternschnuppenerscheinung wies ihm den Weg. Nachdem Jakobus sieben Jahre lang versucht hatte, die Galicier zum Christentum zu bekehren, fand er im Jahr 44 auf Befehl Agrippas in Palästina den Tod, der Leichnam wurde danach zurück nach Galicien überführt. Wo früher freies Feld war, erhebt sich heute die mächtige Kathedrale von Santiago de Compostela. Auch heute leuchten über dem imposanten Bauwerk die Sterne, nur der einsame Hirte hat mehr Gesellschaft: Im Heiligen Jahr 2010 erlebte Santiago, das seit 1985 zum Weltkulturerbe zählt, mit über 257.000 Pilgern einen echten Besucherrekord.

Die Kathedrale von Compostela, päpstlich als Grabeskirche des Apostels Jakobus anerkannt und seit dem Mittelalter Zielpunkt von Pilgern aus aller Welt, erreicht man vom Obradoiro-Platz aus über eine doppelte Treppe. Herzstück der Kirche ist der prächtige Hauptaltar über dem Grab des Apostels Jakobus. Den Altar schmückt ein vergoldeter Baldachin, darunter liegt die Gruft des Jakosbus mit einem silbernen Schrein, der die Reliquien enthält. Unter anderem wird hier ein auf das Jahr 874 datiertes goldenes Kruzifix aufbewahrt, das einen Splitter des Kreuzes Christi beinhalten soll.

Ein weiteres Zentrum der Kirche ist natürlich das Standbild des Apostels im Mittelgiebel der Kathedrale, als Pilger dargestellt und begleitet von seinen Schülern Atanasius und Theodor. Um Sündenablass zu erhalten, umarmen die Pilger die Statue von hinten, sie erreichen sie über eine kleine Treppe, die zu einem Raum hinter der Figur führt. Viel Zeit bleibt beim großen Pilgerandrang im Heiligen Jahr 2010 für die Umarmung des Apostels leider nicht - aber zum Glück ist ja in diesem Jahr noch die „Pforte der Vergebung“ geöffnet, die die Pilger durchschreiten und die der spirituellen Erneuerung zusätzlich symbolisches Gewicht verleiht. Das Heilige Jahr wird übrigens immer dann begangen, wenn der Festtag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Das ist erst in elf Jahren wieder der Fall.

Zur feierlichen Stimmung in der Kathedrale trägt neben der Messe unter anderem das 50 Kilogramm schwere Weihrauchfass – „Botafumeiro“ – bei, das bei besonderen Anlässen am langen Seil durch das Querschiff geschwungen wird. Sechs Männern und 30 Meter Seil sind notwendig, um den Weihrauch – wenn auch nicht bis zu den Sternen, so doch bis unter die Decke – zu schwingen. Auch bei Benedikts Besuch fehlt dieser Programmpunkt nicht. Überhaupt hat Santiago de Compostela wohl schon lange nicht mehr einen solchen Höhepunkt erlebt.

Der erste Papst, der Santiago de Compostela anlässlich eines Heiligen Jahres besuchte, war Papst Johannes Paul II. In seiner Predigt betonte Benedikts Vorgänger die Vorbildwirkung eines apostolischen Lebens in Nachfolge und Demut. Das christliche Europa müsse sich auf seine Wurzeln besinnen, die Völker der dritten Welt um Vergebung bitten und ein Leuchtturm in der Welt sein, so der damalige Papst.


(rv 06.11.2010 pr)








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