Der amtierende Premierminister Nuri al-Maliki hat am Donnerstag mehrere Bischöfe und
christliche Politiker zu einem Krisengespräch empfangen. Dabei ging es um die Frage,
wie sich die Sicherheit der christlichen Minderheit im Irak schützen ließe. Bei einem
Anschlag auf eine große Kirche in Bagdad waren am letzten Sonntag fast sechzig Christen
brutal ermordet worden. Die Bischöfe, unter ihnen auch der chaldäische Patriarch von
Bagdad, Kardinal Emmanuel III. Delly, erinnerten Maliki daran, dass in den letzten
Monaten im ganzen Land christliche Einrichtungen und Gläubige bedroht wurden und Aggressionen
und Gewalt erleiden mussten. Die brachten ihre Sorge um die Zukunft des Landes zum
Ausdruck und betonten, dass sich unter den Christen angesichts der prekären Lage immer
mehr Panik und Bereitschaft zur Emigration breitmachten.
Der Ministerpräsident
versprach, dass der Staat alles tun werde, um den Christen Schutz und Hilfe zu garantieren.
Er betonte auch den kostbaren Beitrag der Christen des Landes. Umgehend sollen Sicherheitsmaßnahmen
in der Umgebung von Kirchen und Klöstern verstärkt werden, vor allem zu Zeiten, in
denen dort liturgische Feiern und Gebete stattfinden. Am Samstag wird Maliki die syrisch-katholische
Kathedrale in Bagdad besuchen, die Tatort des Attentats war, und dort den Opfern seine
Ehre erweisen. Der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni, erklärt, Maliki
habe auch ein stärkeres Engagement der Christen beim Schutz ihrer Kirchen gefordert.
Sie sollten sich zum Beispiel zusammen mit den Sicherheitskräften in Bürgerwehren
organisieren.
Derweil ruft in Deutschland die Unions-Bundestagsfraktion zur
Solidarität mit verfolgten Christen im Irak auf. Die Hilfe für Christen in muslimischen
Ländern sei notwendiger denn je, und die gezielten Übergriffe auf Christen und ihre
Einrichtungen in den vergangenen Tagen in muslimischen Ländern seien keine Einzelfälle.
In Wien rief Kardinal Christoph Schönborn erneut dazu auf, christliche Flüchtlinge
aus dem Irak aufzunehmen. Zugleich kritisierte er die österreichische Regierung scharf
für ihre ablehnende Haltung in dieser Frage: Einige Länder wie Frankreich und Deutschland
hätten sich bisher großzügig bei der Aufnahme gezeigt, Österreich hingegen nicht.
Schönborn wörtlich: „Es ist beschämend, dass sich Österreich an der Aufnahme von irakischen
Flüchtlingen christlicher Konfession - oder die anderen religiösen Minderheiten angehören
- bisher nicht beteiligt hat.“ Dabei seien es oft gut ausgebildete und weltoffene
Menschen, „die sich bei uns bestens integrieren könnten“.