2010-11-01 12:42:11

Lombardi zu Missbrauchsopfern: Wir können Verbündete sein


RealAudioMP3 Papstsprecher Pater Federico Lombardi lädt alle Verbände von Opfern sexuellen Missbrauchs ein, die Kirche auch als ihrenVerbündeten zu sehen. Das schreibt Lombardi in einem Brief von Sonntag Abend, nachdem er von Teilnehmern einer Demonstration vor dem Vatikan ausgepfiffen und verbal angegriffen wurde.
Die etwa 100 Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche wollten am Abend im Kerzenschein zum Vatikan ziehen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Allerdings versperrte die Polizei ihnen den Weg zum Petersplatz. Als Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi der Gruppe seine Solidarität mit ihrem Leiden ausdrücken wollte, wurde er beschimpft und mit dem Ausruf „Schande, Schande“ zurückgewiesen, wie italienische Medien berichteten. Lombardi trat den Rückzug an. Später vereinbarte er mit einem der Organisatoren, Gary Bergeron, ein Treffen im Anschluss an die Kundgebung.
Direkt nach dem Treffen schrieb Lombardi den Organisatoren und Teilnehmern des Protestes den Brief, den der Vatikan heute veröffentlichte.

„Die Fenster meines Büros bei Radio Vatikan sind nur einige Meter entfernt, und deswegen schien es mir angemessen, Ihnen zuzuhören und Ihrem Treffen ein Zeichen der Aufmerksamkeit zu schenken.
Meine Anteilnahme ist nicht offiziell, aber wegen meiner Zugehörigkeit und meiner Identifikation mit der Katholischen Kirche und dem Heiligen Stuhl kann ich doch sagen, dass ich zu dem, wofür Sie hier demonstrieren, eine Anteilnahme ausdrücken darf, die viele hier teilen.
Darin fühle ich mich ermutigt von der Haltung des Papstes, wie er sie oftmals gezeigt hat: er hat den Opfern zugehört und seinen Willen bekundet, alles Notwendige zu tun, damit diese furchtbaren Verbrechen des sexuellen Missbrauchs nie wieder geschehen können.
Auch wenn ich nicht alle Ihre Aussagen und Positionen teile, so finde ich in ihnen doch viele Elemente, aus denen man ein Engagement entwickeln kann, das auf unsere Solidarität und Zustimmung stößt.“

So wichtig die Aufarbeitung durch die Kirche auch sei Lombardi betonte auch, dass eine Fokussierung auf die katholische Kirche anderen Tätern Schutz bietet.

„Die Wunde des sexuellen Missbrauchs, besonders von Minderjährigen, aber auch im Allgemeinen, ist eine der großen Wunden der heutigen Welt. Das schloss und schließt immer noch die katholische Kirche mit ein, aber wir wissen sehr wohl, dass das, was in der Kirche geschah, nur ein kleiner Teil dessen ist, was in der Welt geschah und immer noch geschieht. Die Kirche muss sich von diesem Übel befreien und ein gutes Beispiel geben für den Kampf gegen den Missbrauch in ihrer Mitte. Dann müssen wir aber alle gegen diese Plage vorgehen, von der wir wissen, wie ungeheuerlich sie ist. Diese Plage weitet sich umso leichter aus, je besser versteckt sie bleibt. Auch heute sind viele darüber erfreut, dass sich alle Aufmerksamkeit auf die Kirche richtet und nicht auf sie, denn das erlaubt ihnen, ungestört weiter zu machen.“

Lombardi betont, dass aus der Aufarbeitung, wie sie im Augenblick läuft, und aus den Maßnahmen, die die Kirche zum Schutz und zur Prävention trifft, auch etwas Gutes für alle Beteiligten könne kann:

„Den Kampf gegen diese Plage müssen wir gemeinsam kämpfen, mit vereinten Kräften gegen die Verbreitung dieser Plage, die sich auf ganz neuen Wegen verbreitet, durch das Internet und andere neue Kommunikationsformen, durch die Krise der Familien, durch Sextourismus und Menschenhandel, die die Armut von Menschen vieler Kontinente ausnützt.
Was die Kirche – auch durch Sie und durch andere Gruppen – gelernt hat, muss zu aller Nutzen sein, genauso wie die Initiativen, die die Kirche zu ihrer Reinigung unternommen hat, um ein Vorbild an Sicherheit für die Jugend zu werden. Deswegen lade ich Sie ein, auf die Kirche als einen möglichen Verbündeten zu blicken, oder – wie ich es sagen würde – als Verbündeten, der schon heute aktiv ist bei der Verfolgung der besten Ziele Ihres Kampfes.“
(rv 01.11.2010 ord)







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