2010-11-01 14:45:24

Bischof Warduni: „Angriff war schrecklich“


RealAudioMP3 So kann es nicht weitergehen. Die angegriffene christliche Gemeinschaft reagiert mit einer klaren Aufforderung: Nach dem verheerenden Blutbad in der syrisch-katholischen Kirche in Bagdad fordern Vertreter der christlichen Assyrer-Chaldäer-Aramäer im Irak eine autonom verwaltete Region für ihr Volk. Dieses Gebiet soll in der Provinz Niniveh im Norden des Landes entstehen. Doch vorerst gelte es, die Umstände des Angriffs zu klären. Das sagt uns der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni.

„Wir beten für die Opfer dieser schrecklichen Tat aber auch für die Täter: Möge Gott ihre Herzen bekehren. Der Angriff war schrecklich! Laut einem Bericht, den eine der Geiseln per Handy durchgab, begann der Alptraum für die Besucher der Abendmesse der syrisch-katholischen Kirche, als auf der Straße vor dem Gotteshaus eine Bombe detonierte, die mit einem Magneten an einem Auto befestigt worden war.“

Kurz darauf explodierte ganz in der Nähe eine größere Autobombe und mehrere schwer bewaffnete Geiselnehmer stürmten in die Kirche, so ein Augenzeuge. In einigen Berichten war von fünf, in anderen von acht Geiselnehmern die Rede. Die Terroristen trieben die Gläubigen in ein kleines Zimmer, dessen Türen und Fenster sie verrammelten.

„Dann fiel der Strom aus. Die Gläubigen, die in Todesangst waren, warfen sich zu Boden.“

Kurz nach Beginn der Geiselnahme war auf islamistischen Websites ein Bekennerschreiben im Namen der Gruppe Islamischer Staat im Irak aufgetaucht, einem lokalen Ableger des Terrornetzwerks El Kaida. Darin wird ein Zusammenhang zwischen der Geiselnahme und dem Fall einer jungen Ägypterin hergestellt, von der Muslime behaupten, sie sei zum Islam übergetreten und werde nun von der koptischen Kirche Ägyptens festgehalten. Für die Echtheit dieses etwas merkwürdig formulierten Bekennerschreibens gab es keinen Beweis.

Hintergrund
Die meisten irakischen Christen sind Chaldäer, die der römisch-katholischen Kirche angehören. Verlässliche Angaben zur Zahl der im Irak lebenden Christen gibt es nicht. Die Organisation „Kirche in Not“ schätzt, dass den 96 Prozent Muslimen im Irak 3,2 Prozent Christen gegenüberstehen. Schätzungen zufolge flohen seit der US-Invasion 2003 fast die Hälfte der einst rund 1,5 Millionen Christen vor dem islamistischen Terror außer Landes. Tausende verließen nach Angaben von „Kirche in Not“ große Städte wie Bagdad oder Basra und suchten Zuflucht im Norden, wo die Lage ruhiger, aber auch nicht völlig sicher ist. Seit dem Einmarsch der Amerikaner wurden mehr als 730 Christen ermordet. Menschenrechtler gehen davon aus, dass über 70 Prozent der Taten nicht aufgeklärt werden.

(pm/rv 01.11.2010 mg)







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