Vor einem übertriebenen Perfektionismus hat die Bischöfin der Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), anlässlich des Reformationstages
an diesem Sonntag gewarnt. Die Gesellschaft übe einen hohen Erwartungsdruck aus und
suggeriere, nur der könne sein Glück finden, der möglichst perfekt sei, heißt es in
einer Erklärung Junkermanns, die wegen eines grippalen Infekts selbst nicht predigen
konnte. Die Abkehr von einem übertriebenen Perfektionismus, der keine Fehler zulässt
und die Hinwendung zum Menschlichen, das in Gott aufgehoben ist – das sei ein zutiefst
reformatorischer Gedanke, so die Landesbischöfin. Der bayerische Landesbischof Johannes
Friedrich (München) betonte, dass die Reformation aktueller Auftrag der Kirche heute
sei: „Kirche muss sich immer wieder ändern, um sich im Kern treu zu bleiben.“ Politisch
sei die Kirche zeitweise „richtig blind“ gewesen. Deshalb wolle man jetzt wachsam
sein. So habe er „mit Schrecken“ gelesen, dass die Ausländerfeindlichkeit in evangelischen
Kreisen stärker ausgeprägt seie als im Rest der Gesellschaft. Dies sei unvereinbar
mit der Liebe Gottes zu allen Menschen. - Evangelische Christen erinnern am Reformationstag
an Luthers Thesenanschlag in Wittenberg, der als Beginn der Reformation gilt. (idea
31.10.2010 gs)