Die europäischen Politiker haben nach Auffassung des vatikanischen Ökumeneministers,
Erzbischof Kurt Koch, die Probleme mit dem Islam „furchtbar unterschätzt“. Die Ängste
der Bürger seien nicht ausreichend wahr- und ernstgenommen worden, sagte der Schweizer,
der im November Kardinal wird, am Freitag in einem Interview der Tageszeitung „Die
Welt“. Koch verwies auf die Volksabstimmung über Minarette in der Schweiz: Der dortige
Bundesrat habe diese Frage einfach in das Baurecht abschieben wollen und habe nicht
bemerkt, welche Ängste sich an die Minarettfrage geheftet hätten. Einen großen Konfliktherd
mit den Muslimen sieht der künftige Kardinal beim Verhältnis von Religion und Staat.
Das Christentum habe während seiner langen Geschichte lernen müssen, dass nur die
klare Trennung zwischen Staat und Religion der Kirche einen angemessenen Raum in der
Gesellschaft zuweise. „Das ist für Muslime schwer nachvollziehbar“, sagte der Präsident
des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Er appellierte an die
Christen, den Dialog mit den Muslimen zu vertiefen und verwies auf die Erfahrungen
der Christen im Nahen Osten, die von ihrer Geschichte her einen großen Erfahrungsvorsprung
im Umgang mit Muslimen hätten. (kipa 29.10.2010 gs)