Im Prozess um die Ermordung von drei Christen in der südosttürkischen Stadt Malatya
ist ein mutmaßlicher Anstifter festgenommen worden. Der Haftbefehl wurde erlassen,
nachdem Zeugen ausgesagt hatten, dass der Journalist Varol Bulent Aral an der Vorbereitung
der Bluttat beteiligt gewesen sei. Aral soll ein Verbindungsmann zu den Drahtziehern
aus der nationalistischen, islamisch orientierten Bewegung Ergenekon gewesen sein.
Der dreifache Mord liegt dreieinhalb Jahre zurück. Am 18. April 2007 wurden der Deutsche
Tilmann Geske sowie zwei Mitarbeiter des protestantischen Zirve-Verlags in Malatya,
Necati Aydin und Ugur Yüksel, ermordet. Fünf junge Männer fesselten und folterten
die Opfer, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Aral war schon einmal verhaftet
worden. Nach Angaben des Informationsdienstes „Compass Direct“ sagte ein Mithäftling
aus, dass Aral erzählt habe, wie er die fünf Täter psychologisch auf die Morde vorbereitet
habe. Hinter ihm stehe eine hochgestellte Persönlichkeit - der frühere General Veli
Kucuk. Ein weiterer Zeuge arbeitete ehemals beim Gendarmerie-Geheimdienst JITEM. Dort
habe man bereits 2004 die Ermordung der Christen in Malatya und des armenischen Schriftstellers
Hrant Dink geplant. Er wurde am 19. Januar 2007 in Istanbul auf offener Strasse erschossen.
Es wird vermutet, dass die Organisation Ergenekon in die Bluttaten verwickelt ist.
Ihr gehören frühere Generäle, Politiker und andere Schlüsselpersonen an. Die türkische
Generalstaatsanwaltschaft stuft sie als terroristische Vereinigung ein. (idea
28.10.2010 sk)