2010-10-28 10:30:07

Papst: Besorgter Blick nach Brasilien


RealAudioMP3 In drei Tagen findet in Brasilien die Stichwahl für das Präsidentenamt statt – und auch wenn Dilma Rousseff in den Umfragen 17 Prozent vor ihrem Konkurrenten Jose Serra liegt, so hat doch der Wahlkampf deutlich gezeigt, welches Gewicht die katholische Kirche und die Freikirchen auch politisch haben. Wichtige Vertreter dieser Kirchen haben sich ungewöhnlich deutlich gegen Roussef gewandt, vor allem weil sie Abtreibung befürwortet. An diesem Donnerstag hatte der Papst nun Bischöfe aus Brasilien zu Besuch... und er fand dabei überraschend deutliche Worte.

„Eure Pflicht als Bischöfe ist es, zusammen mit eurem Klerus die moralischen Kräfte zu wecken, die man zum Aufbau einer gerechten und brüderlichen Gesellschaft braucht. Wenn die fundamentalen Rechte der Person es erfordern, haben die Hirten die ernste Aufgabe, ein moralisches Urteil auszusprechen – auch im politischen Bereich... Dabei müssen sie berücksichtigen, dass man die Menschenrechte nicht verteidigen kann, wenn man nicht auch das Recht auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod entschlossen verteidigt! ... Wenn Politiker direkt oder indirekt planen, Abtreibung oder Euthanasie zu entkriminalisieren, dann wird das demokratische Ideal in seinen Grundfesten erschüttert! Liebe Brüder im Bischofsamt, laßt uns also keine Opposition oder sinkende Beliebtheit fürchten, sondern verteidigen wir das Leben und lehnen wir dabei jeden Kompromiss und jede Zweideutigkeit ab!“

Vor allem die in Brasilien immer mächtigeren Freikirchen haben in den letzten Monaten vor der geschiedenen Ex-Guerillera Rousseff gewarnt, die sich der scheidende Präsident Luiz Inacio Lula da Silva als Nachfolgerin wünscht. Aber auch der katholische Bischof von Guarulhos bei Sao Paolo, Dom Luis Gonzaga Bergonzini, sagt offen: „Das sehen nicht nur die Evangelikalen so, sondern wir auch... Leute, die sich über Rousseff informieren, sind gegen sie und werden sich gegen Gesetze wenden, die nicht unserem Glauben entsprechen.” Serra sei, auch wenn er für Kondome gegen Aids eintrete, “ein kleineres Übel”, so der Oberhirte. Einige katholische Bischöfe haben sich sogar per Flugblatt klar gegen Rousseff gewandt – eine Aktion, von der sich die Bischofskonferenz als ganze aber distanzierte. Dem Papst ging es an diesem Donnerstag vor Bischöfen aus Brasiliens Nordostregion auch noch um ein anderes Thema:

„Ich wollte noch daran erinnern, dass die Präsenz religiöser Symbole im öffentlichen Raum ein Hinweis auf die Transzendenz des Menschen ist – und eine Garantie des Respektes davor. Sie haben auch im Falle Brasiliens einen besonderen Wert, weil die katholische Kirche ein integraler Bestandteil seiner Geschichte ist. Wie könnte man da nicht an die Jesusstatue denken, die mit ausgebreiteten Armen in Rio über der „Baia da Guanabara“ steht und die Gastfreundschaft und Liebe verkörpert, mit der Brasilien immer schon Verfolgten und Bedürftigen aus aller Welt die Arme öffnete?“

In drei Tagen haben die Wähler das Wort. Wenn Frau Rousseff in das höchste Amt in Brasilien aufsteigt, dann werden nicht nur die Kirchen und Sekten im größten katholischen Land der Welt sehr genau hinschauen bei allem, was sie macht, sondern auch der Vatikan. Mit ausgebreiteten Armen wird sie wohl nicht empfangen...

(rv 28.10.2010 sk)








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