Bischof Hanke: „Hier geht es nicht um politische Entscheidungen“
Der Eichstätter Bischof
Gregor Maria Hanke verteidigt erneut die Haltung des Vatikans zum so genannten „Engelwerk“.
Die Glaubenskongregation hatte kürzlich das Statut der Vereinigung gebilligt; vorausgegangen
war eine Distanzierung und Loslösung der Gemeinschaft von umstrittenen Lehren und
Praktiken. Im Gespräch mit uns meinte Bischof Hanke dazu:
„Es war ein Reinigungs-
und Klärungsprozess, der von der Glaubenskongregation angestoßen und auch begleitet
wurde. Es kam daraufhin innerhalb des Engelwerks sozusagen zu einer Scheidung der
Geister: Ein Teil derer, die diese römischen Regeln nicht anerkennen wollten, sind
ausgestiegen und lebt eigentlich jetzt im kirchlichen Niemandsland. Der größere Teil
will, soweit ich das beurteilen kann, mit der Kirche gehen, mit der Kirche leben,
mit der Kirche beten. Und ich glaube, es ist mehr als recht und billig, diesen Menschen
auch eine Plattform für ihre Spiritualität im größeren Ganzen unserer Kirche zu geben.“
Die
Anerkennung als öffentlicher Verein der katholischen Kirche ist offenbar schon 2008
erfolgt, hieß es jetzt im Vatikan. Zuvor hatte Rom im Jahr 2000 eine neu formulierte
Formel der Engelweihe approbiert, die mit der kirchlichen Lehre übereinstimmt. Maßregelungen
und Verbote bleiben aber weiter für die Lehren und die Praktiken bestehen, die auf
angebliche Privatoffenbarungen der Gründerin des Werks zurückgehen – es war die 1978
verstorbene Gabriele Bitterlich. Hanke hält „Engelwerk“-Kritikern wie etwa dem Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“ entgegen, die Bewegung habe sich gewandelt:
„Ich fände es
geradezu ungehörig, wenn deren Bereitschaft – auch deren Gehorsam und deren geistlicher
Weg, der ein Weg mit der Kirche sein soll – ausgeschlossen werden sollte. Das wäre
ungefähr so, wie wenn man einen Schüler diszipliniert und ihm aber keine Möglichkeit
gibt, keine Plattform bietet, daraufhin Schritte der Entwicklung zu tun und zu zeigen,
dass er in die richtige Richtung gehen will. Ich meine, hier ist eigentlich die Aufregung
umsonst: Die Glaubenskongregation hat diesen jahrelangen Prozess gut begleitet; irgendwann
muss der Prozess auch mal zum Abschluss kommen. Irgendmann muss man auch mal feststellen
können: Er trägt Früchte. Und das wurde nun getan.“
Der neuen Anerkennung
vorausgegangen waren eine Reihe von personellen Veränderungen und inhaltlichen Reformen
beim Engelwerk. Anfang 2009 konnte der Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz,
dem es angeschlossen ist und unter dessen Leitung es steht, erstmals seit fast 20
Jahren wieder eigene Wahlen für seine Leitungsspitze durchführen. Nach massiver Kritik
am Engelwerk hatte der Vatikan die frühere Leitungsspitze des Ordens abgesetzt und
einen „Sonderdelegaten“ eingesetzt.
„Ich denke, Papst Benedikt – oder damals
noch Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation – hat immer die Maßstäbe
der Kirche angelegt, und die werden auch in Zukunft anzulegen sein: der Glaube der
Kirche, die Gemeinschaft mit der Kirche. Das ist der Maßstab. Hier geht es nicht um
politische Entscheidungen, wie ihm immer wieder fälschlicherweise unterstellt wird;
vielmehr geht es um das, was der Apostel sagt: Prüfet die Geister, behaltet das Gute!“
Den
verschiedenen Zweigen des Engelwerks gehören nach kirchlichen Schätzungen rund 100
Priester und 400 Ordensfrauen an. Zuverlässige Angaben über die Zahl von Laienanhängern
oder Sympathisanten liegen nicht vor.