2010-10-25 15:41:05

Bischof Hanke: „Hier geht es nicht um politische Entscheidungen“


RealAudioMP3 Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verteidigt erneut die Haltung des Vatikans zum so genannten „Engelwerk“. Die Glaubenskongregation hatte kürzlich das Statut der Vereinigung gebilligt; vorausgegangen war eine Distanzierung und Loslösung der Gemeinschaft von umstrittenen Lehren und Praktiken. Im Gespräch mit uns meinte Bischof Hanke dazu:

„Es war ein Reinigungs- und Klärungsprozess, der von der Glaubenskongregation angestoßen und auch begleitet wurde. Es kam daraufhin innerhalb des Engelwerks sozusagen zu einer Scheidung der Geister: Ein Teil derer, die diese römischen Regeln nicht anerkennen wollten, sind ausgestiegen und lebt eigentlich jetzt im kirchlichen Niemandsland. Der größere Teil will, soweit ich das beurteilen kann, mit der Kirche gehen, mit der Kirche leben, mit der Kirche beten. Und ich glaube, es ist mehr als recht und billig, diesen Menschen auch eine Plattform für ihre Spiritualität im größeren Ganzen unserer Kirche zu geben.“

Die Anerkennung als öffentlicher Verein der katholischen Kirche ist offenbar schon 2008 erfolgt, hieß es jetzt im Vatikan. Zuvor hatte Rom im Jahr 2000 eine neu formulierte Formel der Engelweihe approbiert, die mit der kirchlichen Lehre übereinstimmt. Maßregelungen und Verbote bleiben aber weiter für die Lehren und die Praktiken bestehen, die auf angebliche Privatoffenbarungen der Gründerin des Werks zurückgehen – es war die 1978 verstorbene Gabriele Bitterlich. Hanke hält „Engelwerk“-Kritikern wie etwa dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ entgegen, die Bewegung habe sich gewandelt:

„Ich fände es geradezu ungehörig, wenn deren Bereitschaft – auch deren Gehorsam und deren geistlicher Weg, der ein Weg mit der Kirche sein soll – ausgeschlossen werden sollte. Das wäre ungefähr so, wie wenn man einen Schüler diszipliniert und ihm aber keine Möglichkeit gibt, keine Plattform bietet, daraufhin Schritte der Entwicklung zu tun und zu zeigen, dass er in die richtige Richtung gehen will. Ich meine, hier ist eigentlich die Aufregung umsonst: Die Glaubenskongregation hat diesen jahrelangen Prozess gut begleitet; irgendwann muss der Prozess auch mal zum Abschluss kommen. Irgendmann muss man auch mal feststellen können: Er trägt Früchte. Und das wurde nun getan.“

Der neuen Anerkennung vorausgegangen waren eine Reihe von personellen Veränderungen und inhaltlichen Reformen beim Engelwerk. Anfang 2009 konnte der Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, dem es angeschlossen ist und unter dessen Leitung es steht, erstmals seit fast 20 Jahren wieder eigene Wahlen für seine Leitungsspitze durchführen. Nach massiver Kritik am Engelwerk hatte der Vatikan die frühere Leitungsspitze des Ordens abgesetzt und einen „Sonderdelegaten“ eingesetzt.

„Ich denke, Papst Benedikt – oder damals noch Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation – hat immer die Maßstäbe der Kirche angelegt, und die werden auch in Zukunft anzulegen sein: der Glaube der Kirche, die Gemeinschaft mit der Kirche. Das ist der Maßstab. Hier geht es nicht um politische Entscheidungen, wie ihm immer wieder fälschlicherweise unterstellt wird; vielmehr geht es um das, was der Apostel sagt: Prüfet die Geister, behaltet das Gute!“

Den verschiedenen Zweigen des Engelwerks gehören nach kirchlichen Schätzungen rund 100 Priester und 400 Ordensfrauen an. Zuverlässige Angaben über die Zahl von Laienanhängern oder Sympathisanten liegen nicht vor.

(rv 25.10.2010 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.