2010-10-23 13:16:01

Tag der Abstimmungen: Eindrücke von der Nahost-Synode


RealAudioMP3 Mit Abstimmungen über die Schlussbotschaft und über ihre konkreten Vorschläge haben die Teilnehmer der Nahost-Bischofssynode im Vatikan ihre Arbeiten beendet. Vor allem der Ausgang der geheimen Abstimmung über die Vorschläge führte bei manchen Beobachtern zu gemischten Gefühlen. Ein Bericht von Stefan Kempis:

Freitag Abend in der Synodenaula des Vatikans: Der Generalsekretär des Bischofsgipfels, Erzbischof Nikola Eterovic, eröffnet die Abstimmung über den „Nuntius“, also die feierliche Schlussbotschaft, die die Synode an die Welt richtet. An die hundert Änderungswünsche hat es an den Text gegeben, seit sein Entwurf vorgestellt wurde; sehr viele davon sind in das neue Dokument eingearbeitet, etwa was die Passagen zu Israel und dem Judentum oder aber was das – im Entwurf noch fehlende – Schuldeingeständnis der Kirche in Nahost betrifft. Als der Text der Botschaft verlesen worden ist, gibt es Beifall in der Halle, den Eterovic kurzerhand in ein allgemeines Ja zur Botschaft umdeutet; geheim abgestimmt wird dazu gar nicht mehr. Zwar legt sogar ein Kurienkardinal noch in einem wichtigen Punkt Widerspruch ein, aber es wird deutlich, dass die Synodenleitung das Papier ohne allzu lange Debatte „durchdrücken“ will.

Das ist am Samstag Morgen anders: Da können die Synodenväter einzeln zu den 44 „Propositiones“ abstimmen – mit Ja, mit Nein, mit Enthaltung. 157 Abstimmungsberechtigte sind im Saal, und schnell wird klar, dass da nicht einfach alles nur abgenickt wird. Auch wenn jeder Vorschlag eine deutliche Mehrheit bekommt, so gibt es doch konsistente Nein-Voten bei wichtigen Punkten. Mehrere Beobachter vermuten gesprächsweise, dass Synodenväter aus der römischen Kurie sich gegen einiges wenden, was arabische Kirchenführer in den letzten zwei Wochen hier gefordert haben. Immerhin: Zweimal gibt es keine Gegenstimme und keine Enthaltung – da kommt Beifall auf in der Halle. Aber ein europäischer Experte meint hinterher, das Ganze hinterlasse bei ihm gemischte Gefühle. Jetzt komme alles darauf an, dass Kirchenleute im Vatikan und im Nahen Osten das Beschlossene entschieden umsetzen, am besten mit einer Strichliste in der Hand.

(rv 23.10.2010 sk)







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