Erste australische Heilige: Bildung zwischen Stock und Stein
Die neuen Heiligen
– das sind die Australierin Mary MacKillop, der Kanadier Andre Bessette von der Kongregation
vom Heiligen Kreuz, die aus der mittelitalienischen Region Marken stammende Klarissin
Battista Varano, die süditalienische Ordensgründerin Giulia Salzano und die spanische
Ordensgründerin Candida Maria de Jesus Cipitria y Barriola. Auf dem Petersplatz herrschte
am Sonntag Feststimmung, besonders bejubelt wurde die neue Heilige des fünften Kontinents
Mary MacKillop: 8.000 australische Pilger stimmten Gesänge an; der Papst bezeichnete
die neue Heilige als Vorbild an Frömmigkeit, Beharrlichkeit und Begeisterungsfähigkeit.
Ein Kurzportrait:
Staubig, weitläufig und unwirtlich ist das ländliche
Australien der Kolonialzeit, Mitte des 19. Jahrhunderts. Mary Helen MacKillop, Tochter
schottischer Einwanderer, schreckte das nicht ab. Inmitten der unzugänglichsten Landstriche
des fünften Kontinents widmete sich die Ordensfrau tatkräftig der Erziehung von Kindern
aus armen Verhältnissen. Unabhängig von Stand und Besitz gab sie ihnen intellektuelle
und geistliche Bildung. Weiter setzte sie sich für Prostituierte sowie die australischen
Ureinwohner ein.
1867 gründete MacKillop den Orden der „Schwestern
des Heiligen Joseph vom Heiligen Herzen“, der bis heute über die Grenzen Australiens
hinweg tätig ist: in Neuseeland, Irland, Peru, Schottland, Brasilien und Osttimor.
Dabei blickt die Kongregation auf eine bewegte Geschichte zurück: Das unangepasste
Verhalten der Schwestern trug dem Orden zeitweilig den Vorwurf ein, „untragbar“ zu
sein. 1871 sprach Bischof Laurence Sheil von Adelaide gar die förmliche Exkommunikation
über Mary MacKillop aus: MacKillop stifte ihre Ordensschwestern in den Schulen zu
Ungehorsam an, so seine Begründung. Dabei hatte er die Kongregation selbst ein Paar
Jahre zuvor noch abgesegnet. Dass „Ungehorsam“ und „Tatkraft“ in Australiens Pampa
wohl nah beieinander liegen mussten oder überlebenswichtig waren – das sollte dem
erzürnten Geistlichen dann auf dem Sterbebett klar werden: Im Februar 1872 hob er
Marys Exkommunikation auf. MacKillop pilgerte nach Rom und erreichte bei Papst Pius
IX. eine Anerkennung ihrer Ordensstatuten; die zerschlagene Gemeinschaft versammelte
sich neu.
Mary Helen MacKillop verstarb am 8. August 1909. Zu diesem
Zeitpunkt war ihr Orden bereits auf 1.000 Schwestern angewachsen. Im Januar 1995 sprach
Papst Johannes Paul II. sie selig, am letzten Sonntag, dem 17. Oktober 2010 folgte
nun die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XVI. – zur Freude der Australier: Sie
meinen in MacKillop eben jenen Pioniergeist zu erkennen, mit dem das Outback wohnlich
wurde.