Es gibt zur Zeit wenige
Dinge, die so politisch sind wie Bildung. Spätestens seit den Pisa-Studien und dem
neuen Lob der Disziplin sind unsere Schulen ein bestimmendes Thema. Die beiden
Jesuitenpatres Johannes Siebner und Klaus Mertes leiten jeweils ein Kolleg, eine Schule
mit angeschlossenen anderen Institutionen. Gemeinsam haben sie jetzt ein Buch vorgelegt:
Schule ist für Schüler da. Was sich so selbstverständlich anhört, ist es auf den zweiten
Blick gar nicht, denn ein Blick auf die Bildungsdebatte verrät, dass andere Interessen
längst überhand nehmen. Da ist zum Beispiel der ökonomisierende Sprech, der die
Kommunikation dem Markt unterwirft. Die Rede von Leistungsvereinbarung und Schulranking,
etc das alles spricht von der Versuchung der Kontrolle, letztlich von einer Desolidarisierung.
Bildung wird Bildungsmarkt, Schule eben nicht für Schüler. Da ist die Angst der
Eltern, die ihnen zum Teil auch von Studien etc eingeredet wird. Der Satz „Wir haben
ein Problem“, ursprünglich von außen kommend, ist mittlerweile internalisiert; es
entspricht der Furcht der Eltern um die Bildungs- und damit Zukunftschancen ihrer
Kinder. Ganz so schlecht sind die Schulen nämlich gar nicht, jedenfalls nicht, wenn
man nicht wirtschaftsorientierte Teilstudien heranzieht. Der Analyse setzen die
beiden Autoren ein aus Erfahrung und Reflexion gewonnenen Bildungsbegriff und eine
Schulpraxis entgegen. Ihre Erfahrung sagt ihnen, dass Kinder und Jugendliche darauf
angewiesen sind, einen Lebensraum anzugehören, in dem sich die Zugehörigkeit nicht
über Leistung, soziale Schicht oder Kultur definiert, d.h. nicht über erwachsene Vorgaben.
Sie wollen gestaltendes Subjekt sein, nicht Objekt erwachsener Interessen. Und ihre
Erfahrung sagt ihnen auch, dass das nicht nur fromme Wünsche sind, sondern dass das
auch umsetzbar ist. Wer in der Bildungsdebatte mitreden will, für den empfiehlt
sich dieses Buch. Denn es gibt zur Zeit ja nichts politischeres als Bildung.
Zum
Mitschreiben : Mertes, Klaus und Siebner, Johannes: Schule ist für Schüler da. Warum
Eltern keine Kunden und Lehrer keine Eltern sind. Erschienen im Herder Verlag kostet
es 14,95 €.