2010-10-15 08:16:12

Nahost-Synode im Vatikan: Stellungnahmen am Donnerstag


RealAudioMP3 Die manchmal schwierigen Beziehungen zum Islam standen im Mittelpunkt einiger Kurzansprachen von Teilnehmern der Nahost-Sondersynode im Vatikan am Donnerstag Abend. Wohl die stärkste Betroffenheit löste der italienische Bischof Franceschini aus der Türkei aus, als er erklärte, sein Amtsbruder Padovese sei am 3. Juni einem wohlvorbereiteten Mordkomplott von „Ultranationalisten und religiösen Fanatikern“ zum Opfer gefallen. Auch ein Pfarrer aus Jordanien sprach von einer „durchdachten Kampagne, um die Christen aus dem Nahen Osten zu vertreiben“. Hier eine Übersicht über einige der Ansprachen, zusammengestellt von Stefan Kempis, der die Synode für uns aus der Nähe verfolgt.

Bischof Ruggero Franceschini von Smyrna in der Türkei: „Um einmal alle unerträglichen Verleumdungen zum Schweigen zu bringen, sei klar gesagt: Der brutale Mord an Bischof Luigi Padovese war ein Mordkomplott. Hinter ihm stecken dieselben dunklen Kräfte, die der arme Luigi wenige Monate zuvor schon als Verantwortliche für den Mord an Pfarrer Andrea Santoro, am armenischen Journalisten Hrant Dink und an vier Protestanten in Malatya benannt hatte: eine Gruppe von Komplizen, Ultranationalisten und religiöse Fanatiker, Experten im Hervorrufen von Spannungen.“

Pfarrer Raymond Moussalli aus Jordanien: „Es gibt eine durchdachte Kampagne, um die Christen aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Es gibt satanische Pläne von Gruppen extremistischer Fundamentalisten, die sich nicht nur gegen die Christen im Irak richten, sondern gegen die Christen im ganzen Nahen Osten.“

Der libanesische Erzbischof und Nuntius Edmond Farhat: „Der islamische Nahe Osten ist großenteils in einer schweren Krise. Er findet keine Verbündeten – weder menschlich noch politisch und erst recht nicht auf wissenschaftlichem Gebiet. Er ist frustriert und lehnt sich auf. Die Folgen sind Revolution und Radikalisierung… Vom Irak bis zur Türkei, von Pakistan bis nach Indien multiplizieren sich die Opfer. Es sind immer Unschuldige, wie Bischof Luigi Padovese oder Pfarrer Andrea Santoro in der Türkei.“

Bischof Gregoire Pierre Melki aus Jerusalem: „Solange der israelisch-palästinensische Konflikt nicht gelöst ist, sollten wir uns nicht über Emigration von Christen wundern, er ist nämlich der Hauptgrund für die Emigration. Es gibt aber auch noch andere Faktoren: niedrige Geburtenrate, spätes Heiratsalter, Familienzusammenführung, Fortsetzung höherer Studien im Ausland usw.“

Bischof Paul Nabil El-Sayah aus Haifa, Israel: „Ich fordere alle Kirchen auf, das Nötige zu tun, um den Nahöstlichen Kirchenrat vor dem Kollaps zu retten. Er ist schließlich der einzige Dachverband, in dem sich all unsere Kirchen treffen. Das wäre ein großer Verlust für die Sache der Ökumene. Der Punkt Ökumene wird einer sein, an dem Erfolg oder Misserfolg dieser Synode gemessen werden!“

Der melkitische Bischof Georges Kahhale aus Venezuela: „Was können einige Bischöfe oder Apostolische Exarchen schon tun, zusammen mit ein paar Priestern, wenn sie sich einem Meer von Emigranten in einem neuen Land gegenübersehen? Der Heilige Stuhl und Staatsoberhäupter sollten versuchen, im Nahen Osten ein Umfeld von Frieden und Gerechtigkeit herzustellen, das einige Familien wieder zur Rückkehr in ihr Ursprungsland bewegt.“

Der melkitische Bischof Ibrahim Ibrahim aus Kanada: „Wenn Christen den Nahen Osten verlassen, um eine Koexistenz mit anderen Religionen zu vermeiden, dann ist ihnen nicht klar, dass im Westen mittlerweile die Notwendigkeit der Koexistenz womöglich sogar noch grösser ist. Der Westen ist immer diversifizierter und verwandelt sich wegen der Einwanderung in ein Milieu, das alle Ethnien, Kulturen und Religionen aufnimmt. Nun stimmt es zwar, dass man die Auswanderung von Christen aus dem Nahen Osten nicht ermutigen soll; aber gleichzeitig darf man auch nicht vergessen, dass die gerechtfertigte Auswanderung ein unveräusserliches Menschenrecht ist.“

Der chaldäische Erzbischof Thomas Meram aus dem Iran: „ Zur Emigration bemerke ich, dass es die seit über hundert Jahren gibt, und nicht nur aus dem Nahen Osten, sondern auch aus Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas. Die Gründe sind vielfältig – aber jeder Mensch hat das Recht zu leben, wo er will. Trotz der Emigration und der kleinen Zahl von Katholiken (im Iran) sehen wir heute ein Wachstum an Berufungen; die Kirche im Iran hat frische Blätter und trägt Früchte. Von unseren vierzehn Priestern sind sechs Iraner; zwei weitere dienen der Kirche außerhalb der Landesgrenzen; unsere vier Bischöfe sind Nicht-Iraner, aber von den 21 Ordensfrauen sind 15 Iranerinnen.“

(rv 14.10.2010 sk)








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