In Brasilien läuft der Präsidentenwahlkampf. Vor der entscheidenden Stichwahl am 31.
haben sich einige Bischöfe des Landes, darunter Bischof Erwin Kräutler, gegen die
Favoritin Dilma Rousseff ausgesprochen; Streitpunkt ist das Thema Abtreibung. Entgegen
der offiziell erklärten Neutralität der Bischofskonferenz riefen sie öffentlich zum
Boykott Rousseffs und ihrer Regierungspartei PT auf. Die Bischöfe werfen der Politikerin
vor, für eine weit reichende Legalisierung der Abtreibung zu sein. Dagegen erklärte
die Bischofskonferenz am Dienstag, dass diese Bischöfe nicht berechtigt seien, im
Namen der ganzen Bischofskonferenz zu sprechen. – Rousseff hatte im Wahlkampf erklärt:
„Weder ich noch Präsident Lula verteidigen Abtreibung. Wir beide verteidigen lediglich
die Einhaltung der Gesetze.“ In Brasilien sind Abtreibungen nur dann erlaubt, wenn
ein Gesundheitsrisiko für die Mutter besteht oder die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung
verursacht wurde. 2007 hatte sich Rousseff für eine „Entkriminalisierung von Abtreibung“
ausgesprochen. Beobachter schätzen, dass die Diskussionen um das Abtreibungsthema
Rousseff im ersten Wahlgang die entscheidenden Stimmen für einen direkten Wahlsieg
gekostet haben.