2010-10-13 17:16:36

Erzbischof Chakour: Brücken bauen in kritischer Zeiten


„Building bridges of Hope“, „Brücken der Hoffnung bauen“ – das ist der Titel einer Konferenz, die am Dienstag an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand. Ziel der Veranstaltung war es, erfolgreiche Erfahrungen und Geschichten rund um den interreligiösen Dialog zu beleuchten und religiöse mit nicht-religiösen Institutionen zu vernetzen. Dabei wurde – passend zur laufenden Nahostsynode im Vatikan – viel über die dramatische Lage der Christen im Heiligen Land diskutiert. Im Panel „Konflikte vorbeugen“ sprach der melkitische Erzbischof von Galiläa, Elias Chakour, der seit vielen Jahren im interreligiösen Dialog im Nahen Osten engagiert ist. Wie kann man Brücken bauen, und wird die Nahost Synode dabei helfen? So antwortete Chakour im Gespräch mit uns:

 
„Gerade weil es schwierig ist, das größere Problem zu lösen, müssen wir uns auf die kleinere Ebene konzentrieren. Wir sollten uns Mühe geben, engere Beziehungen mit den Juden und mit der jüdischen Gemeinde zu fördern. Wir müssen die Juden als Menschen betrachten und nicht nur als eine Militär-Armee. Die laufende Nahostsynode wird dabei helfen, der westlichen Welt die Anwesenheit der Christen in den arabischen Ländern bewusster zu machen.“

Im Jahr 2003 wurde auf Chakours Initiative hin die erste arabisch-christlich-israelische Mar Elias Universität in I'billin eröffnet. In seiner Rede betonte der Erzbischof, wie notwendig die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern seien, um die Region und die ganze Welt zu stabilisieren.

 
„Die Friedensgespräche haben wieder begonnen, und das gibt uns die Hoffnung, dass etwas noch gemacht werden kann, um dieses Problem zu lösen. Aber wenn die Friedensgespräche jetzt stoppen, wird die Destabilisierung weitergehen und immer schlimmer werden. Der gerechte Anspruch der Palästinenser für Unabhängigkeit ist heute der internationalen Gemeinschaft bewusster, aber ich fürchte, dass wenn Israel sich nicht vernünftig benehmen wird, dann wird es zu einer schärferen Destabilisierung der ganzen Region kommen. Das wird auch Amerika und Europa beeinflussen.“

 
In den vergangenen Tagen hat die palästinensische Autonomiebehörde Israels Angebot zurückgewiesen, dass der Baustopp jüdischer Siedlungen erneuert wird, wenn die Palästinenser Israel als Judenstaat anerkennen.

 
„Die Palästinenser sagen, Israel sei ein palästinensischer Staat. Wo war der „Judenstaat“ vor 70 Jahren? Damals gab es gar kein Staat. Warum gibt es Israel nur seit 62 Jahren als Staat? Daraus wurde eine ethnische Säuberung gemacht, und damals haben die Palästinenser für das schlechte Gewissen der westlichen Welt bezahlt. Die Idee von einem Judenstaat entstand aus religiösen und historischen Gründen, aber Israel bezeichnet sich als säkularer und demokratischer Staat. Israel besetzt das Land von vier Millionen Arabern und die Israelis selber sind nur sechs Millionen. Das sind alles Fragen die Antworten brauchen, und es ist gar nicht so einfach sie zu beantworten.“

 
Die Konferenz wurde von der Päpstlichen Universität in Zusammenarbeit mit der Amerikanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl organisiert. Neben den verschiedenen Panelen wurde auch eine Botschaft des Amerikanischen Präsidenten Obama an den Teilnehmern vorgelesen. Obama sagte, dass der interreligiöse Dialog ein wichtiges Mittel sei, um heute die Herausforderungen unserer Welt zu bewältigen.
 
(rv 13.10.2010 lul/pr)

 
 







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