Die Forderung der FDP nach einer Zulassung der umstrittenen Präimplantationsdiagnostik
(PID) stehe für einen „Dammbruch im Lebensschutz“ und einen „illusorischen Machbarkeitswahn“.
Dies erklärte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück,
an diesem Dienstag in Bonn. Damit drohe eine Debatte über zumutbare und unzumutbare
Krankheiten und Belastungen, die nicht einzugrenzen sei. Aus der Union kam erneut
die Forderung nach einem sofortigen Verbot von PID. Indem die FDP von einem „Menschenrecht
auf Entscheidung“ spreche, benutze sie eine verräterische Sprache. Sie verschleiere
damit, dass PID eine „Entscheidung zwischen lebenswertem und vermeintlich lebensunwertem
Leben“ sei, so Glück. Mit Blick auf die Gespräche über einen Kompromiss führte Glück
aus, die Nutzung von PID werde entgegen der liberalen Beteuerungen gerade nicht zu
einer humaneren Welt führen. Er sehe zwischen der von FDP-Vertretern geäußerten Position
und der Festlegung der Unionsparteien auf ein PID-Verbot keinen Kompromiss, bei dem
das geltende Embryonenschutzgesetz „nicht bis zur Unkenntlichkeit“ aufgeweicht würde.
Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Gendefekte
untersucht und im Fall von Schäden vernichtet. Anfang Juli hatte der Bundesgerichtshof
in einem Grundsatzurteil festgestellt, dass die PID nicht gegen das Embryonenschutzgesetz
verstößt und damit straffrei bleibt. Seitdem gibt es wiederholt Forderungen nach einem
expliziten Verbot dieser Untersuchungsmethode. In der Bundestags-Unionsfraktion laufen
darüber Gespräche. Während Fraktionschef Volker Kauder (CDU) offen auf ein Verbot
drängt, setzen andere auf eine Zulassung in engen Grenzen, um freizügigere Vorschläge
aus der FDP zu verhindern. Die katholische Kirche tritt für ein striktes PID-Verbot
ein, die evangelische Kirche hält eine begrenzte Zulassung für vertretbar.