2010-10-07 13:40:33

Nahostsynode: „In Freiheit und mit Respekt sprechen“


RealAudioMP3 Die letzten Vorbereitungen für die Nahostsynode im Vatikan laufen auf Hochtouren; viele der Teilnehmer sind bereits vor Ort. Das zweiwöchige Weltbischofstreffen beginnt am kommenden Sonntag mit einer Papstmesse im Petersdom. Ein Themenschwerpunkt der Synode ist die Stärkung der schwindenden christlichen Gemeinschaft im Heiligen Land – viele der Gläubigen haben die Region in den letzten Jahren verlassen. William Shomali ist Weihbischof im lateinischen Patriarchat von Jerusalem. Der neue Gehilfe des lateinischen Patriarchen Fouad Twal kümmert sich um vier Länder - Jordanien, Palästina, Israel und Zypern - und insgesamt 400.000 Christen. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt er die Ursachen des Problems:

„Es gab in der Region acht Konflikte in den letzten achtzig Jahren, das ist einfach zuviel. Die erste Ursache betrifft also Sicherheitsgründe. Der zweite Grund ist die wirtschaftliche Lage. Und drittens gibt es den religiösen Aspekt. Als Minderheit hier zu leben ist nicht leicht, es gibt Verfolgungen. Und dennoch – wir müssen unsere Leute davon überzeugen, dass ihr Bleiben kein Fatalismus, sondern Berufung ist. Es ist wichtig, dass sie aus Überzeugung im Heiligen Land bleiben und die heiligen Stätten nicht verlassen: Denn was wäre Jerusalem ohne Christen, was al-Aqsa ohne Moslems?“

Um die Christen zum Bleiben zu bewegen, seien Haus- und Schulprojekte ins Leben gerufen worden. So wurden zum Beispiel in der letzten Woche bei Jerusalem 68 Wohnungen an christliche Familien übergeben. Auch habe man versucht, neue Arbeitsplätze zu schaffen, erzählt Shomali. Mit der wirtschaftlichen Stärkung der Region sei es aber längst nicht getan:

„Die Situation ist heute zwar besser als im Jahr 2000 oder 2005 – wegen der Pilger und der besser arbeitenden Tourismusindustrie. Die wirtschaftliche Situation zu verbessern, reicht aber nicht aus, um die Leute zum Bleiben zu bewegen. Wir arbeiten deshalb auch an ihrer spirituellen Motivation und den Glaubensgründen. Unter den fünf Zielen der Nahostsynode steht deshalb an erster Stelle die spirituelle Stärkung der Christen im Heiligen Land.“

Doch es geht nicht nur um Abwanderung: So blickt die Synode nicht nur auf nahöstliche Länder mit christlichen Minderheiten, sondern auch beispielsweise auf die Golfstaaten, in die Christen aus Entwicklungsländern einwandern. Auch wenn es sich in erster Linie und ein religiöses und kein politisches Treffen handele – für den Erfolg der Synode ist nach Shomali viel Diplomatie und Fingerspitzengefühl nötig. Schließlich seien unterschiedliche, teilweise kontrastierende Interessen im Spiel:

„Es steht und fällt mit den Teilnehmern. Und es sind ja auch nicht alle Theologen. Es kann zum Beispiel passieren, dass wir etwas sagen, das Moslems und Juden verletzt. Wenn etwa ein Bischof von Christenverfolgungen in ganz Nahost spricht, ohne das nach einzelnen Ländern zu differenzieren, kann das kontraproduktiv sein. Deshalb hoffe ich, dass die Bischöfe sagen, was getan werden muss. Doch in einer Art und Weise, die von allen Seiten akzeptiert werden kann. Wir müssen die Wahrheit benennen, aber in einer gemeinnützigen Weise. In Freiheit und zugleich mit Respekt sprechen – das ist notwendig.“

Zum Abschluss des Bischofstreffens ist eine Botschaft der Synodalen an die Welt sowie die Verabschiedung eines Schlussdokuments vorgesehen. Das Motto der Synode lautet: „Die katholische Kirche im Nahen Osten: Gemeinschaft und Zeugnis. Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele' (Apg 4,32)“. Im Rahmenprogramm sind in Rom zahlreiche zusätzliche Veranstaltungen zu sehen. So veranschaulicht etwa eine Multimedia-Ausstellung das tägliche Leben der Christen im Heiligen Land, im Iran und auf der arabischen Halbinsel. Auf dem Programm stehen weiter Versammlungen von Bischöfen, Ordensleuten, Autoren, Journalisten und anderen Experten aus der Region.

(rv/zenit 07.10.2010 pr)








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