2010-10-07 14:34:32

D: Problematischer Medizinnobelpreis


RealAudioMP3 Kinderlosigkeit ist in der westlichen Welt ein zunehmendes Problem. Eine vermehrt gebrauchte Methode, Kinder zu bekommen, auch wenn es auf dem natürlichen Weg nicht klappt, ist die künstliche Befruchtung. Vier Millionen Menschen verdanken der sogenannten In-Vitro-Fertilisation ihr Leben. Der Erfinder der medizinischen Nachhilfe zur Schwangerschaft, Robert Edwards, bekommt den Nobelpreis für Medizin; die Entscheidung ist offiziell gefallen. Und sie ruft rege Kritik hervor – von Seiten der Kirche und auch von Medizinerverbänden. Der Präsident der päpstlichen Akademie für das Leben, Bischof Carrasco de Paola, hatte diese Woche seine Enttäuschung über die Wahl von Edwards zum Nobelpreisträger erklärt. Und damit blieb er nicht allein. Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger ist Mitglied des Deutschen Ethikrates. Die Bedenken des Vatikans an Edwards Forschungsmethode könne er verstehen, sagte Losinger unseren Kollegen vom Domradio. Denn der Prozess sei voller Risiken.

„Es wird nachgeschaut, wie ein solcher einzelner befruchteter Embryo ausschaut. Die Folge, die derzeit bereits erkennbar ist – neben der Tatsache, dass eine Reihe solcher Embryonen im technischen Verfahren bereits absterben – die Frage der Selektion. Zum Beispiel: Was ist, wenn ein gendefekter Embryo darunter ist? Muss der eingepflanzt werden oder nicht? Und hier sind wir bereits auf der schiefen Ebene: Haben Menschen das Recht, Embryonen auszuwählen, die einen zu nehmen und die anderen schlichtweg dem Tod anheim zu geben?“

Nein, sagt die katholische Kirche. Und das aus diversen Gründen, so Anton Losinger. Zum einen werde die Liebe bei der künstlichen Befruchtung von der Zeugung entkoppelt. Kinder hätten kaum eine Chance, ihren Vater kennenzulernen. Und dann der Vorgang selber: Vor der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas sei eine Prä-Implantationsdiagnostik nötig: Das heißt, Embryonen würden nach möglichen Gendefekten überprüft. Und zuletzt werde entschieden, ob sie lebenswert, also brauchbar seien oder nicht. Dahinter stehe ein Menschenbild, das Behinderte abwerte. An der Entdeckung von Robert Edwards hängen eine ganze Reihe ethischer Probleme, so Weihbischof Losinger.

„Wir müssen in aller Glasklarheit sagen: Jeder einzelne Mensch ist ab dem Augenblick seiner Zeugung ein Mensch mit Recht und Würde und ist damit im Schutz auch einer rechtsstaatlichen Ordnung anzusiedeln. Dieser Nobelpreis könnte unter ungünstigen Bedingungen eine Art Heiligsprechung einer technischen Methode der Befruchtung im Reagenzglas bedeuten, die mit dem Namen Edwards verbunden ist. Und dieses Auseinanderdriften von technischer Möglichkeit und ethischer Verantwortbarkeit im Sinne eines Lebensschutzes unter Geltung des Lebensrechtes - das scheint das entscheidende Problem zu sein.“

Weitere Kritik an der Vergabe des Medizinnobelpreises an den „Vater der Retortenbabies“ Robert Edwards kommt vom internationalen Verband katholischer Ärzte (FIAMC). Man teile den Glauben an das Abbild Gottes in jedem Menschen, vom Augenblick seiner Zeugung an, heißt es in einer aktuellen Erklärung.

(domradio 07.10.2010 jv)







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