Wolkenlos war der
Himmel über dem Petersplatz, bei der Papst-Audienz an diesem Mittwoch morgen. Benedikt
XVI. schloss nach den politischen Signalen der letzten Wochen an seiner Katechese
über Frauengestalten des Mittelalters an. Diesmal brachte er abermals eine deutsche
Mystikerin ins Gespräch: Gertrud von Helfta. Vor rund 30.000 Menschen sprach der Papst
über die "Gertrud die Große" genannte Ordensfrau, die 1256 in Thüringen geboren wurde.
Schon mit fünf Jahren kam sie zur Obhut ins Kloster Helfta. Hochbegabt und gut ausgebildet
von ihrer Mentorin Mechthild von Hackeborn wurde sie selbst Ordensfrau.
„Zwanzig
Jahre führte sie ein unauffälliges Leben, ehe 1281 eine Christusvision sie aufrüttelte
und gleichsam bekehrte, wandelte. Und während sie bisher wie sie selber sagte eine
eher schlampige Ordensfrau gewesen war, hat sie nun mit Leidenschaft und innerlicher
Freude und Begeisterung ihr Leben als Ordensfrau gelebt in der Liturgie, in der Regel
in allem, was zu diesem Leben gehört."
Ihre geistlichen Erfahrungen schrieb
die Mystikerin Gertrud auf göttliche Weisung hin nieder, so der Papst. Zwei ihrer
Werke sind erhalten: „Die Gesandte der göttlichen Liebe“ und die geistlichen Übungen
„Exertitia spiritualia“. Was sie darin auszeichnet beschreibt Papst Benedikt so:
„Sie
erkannte, dass Gott sie als sein Werkzeug rief. Dass sie nicht für sich allein diese
Gnaden erhielt, sondern dass sie für die anderen da war. Und war dankbar dafür, dass
Christus ihr als Zeichen der Gnade seine Wundmale ins Herz eindrückte. Sie hatte auch
eine besondere Verehrung für das Herz Jesu, dem höchsten Symbol der Menschenliebe
Gottes, und ihre Herz-Jesu-Mytik und ihre Gebete haben die Frömmigkeitsgeschichte
nachhaltig geprägt.“
Den Pilgern in deutscher Sprache sagte der Papst: „Mit
Freude grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Gäste, vor allem die vielen Schüler
und Jugendlichen. Die heilige Gertrud von Helfta zeigt uns, wie wichtig die persönliche
Beziehung zu Christus ist, die sich aus dem Gebet, der Heiligen Schrift, der Liturgie
der Kirche und den Sakramenten nährt. Bemühen auch wir uns jeden Tag neu, im geistlichen
Leben, in der Liebe zu Christus zu wachsen. Gott segne euch alle!"