2010-10-02 14:49:45

Zentralafrika: Rohstoffe als undichter Rettungsring


Zentralafrika gehört zu den mineralreichsten Gebieten der Welt. Zugleich ist es immer noch eines der ärmsten Länder der Erde. Eigentlich gibt es derzeit einen richtigen „Run“ auf die Rohstoffe dort. Europäische Konzerne interessieren sich vermehrt, ja konkurrieren sogar um Verträge mit zentralafrikanischen Ländern zur Förderung von Rohstoffen wie etwa Uran. Nur die Bevölkerung geht leer aus. Vincent Neussl vom deutschen bischöflichen Hilfswerk Misereor meint, die anhaltende Armut der Menschen liege daran,

„dass sie massiv und direkt von Gewalt, Vertreibung und Umweltverschmutzung betroffen sind. Das heißt: Eine Armutssituation verbessert sich nicht nur, sondern sie verschlechtert sich sogar, wenn man unter ihrer Förderung leidet. Das zweite Problem ist dann, dass dieser große Reichtum, der relativ einfach ins Land kommt, Regierungseliten anscheinend mehr dazu animiert zu schauen, wie komme ich an das Geld, als zu schauen, wie setze ich das Geld sinnvoll in Armutsbekämpfung um.“

Geld ins Land zu bekommen, ist nicht das Problem. Das Problem ist die Verteilung. Der normale Arbeiter in der zentralafrikanischen Republik zum Beispiel verdient im Schnitt knapp über einen Euro am Tag. So ist die Motivation groß, auf eigene Faust Ressourcen wie Diamanten oder Gold zu suchen und als Schmuggelware zu verkaufen. Polizisten, die diese Vorgänge kontrollieren, leistet sich der Staat nicht. Auch wenn er es vielleicht könnte, wenn man nach den Einnahmen geht. Milliardenumsätze in Zentralafrika allein durch Erdöl, und die hälfte der Bevölkerung hat maximal einmal pro Tag etwas zu essen. Wie geht das Zusammen:

„Wir wissen zum Beispiel aus der Weltbankevaluierung, dass in Dörfern im südlichen Tschad neu gebaute Schulen, die aus Erdölkompensationsgeldern errichtet wurden, viermal teurer sind als andere Schulen in der Region. Das heißt: 75 Prozent des Geldes werden über den Bau der Schule korrupt abgeschöpft. Sehr oft haben die Familien der Präsidenten dann auch die größte Baufirma und führen die Aufträge durch, indem sie überteuert bauen und schlechte Qualität hinstellen.“

Es ist ein langer Weg, bis die Infrastrukturen eine kontrollierte Verteilung des Profits ermöglichen. Die Ausbildung zu geeigneten Arbeitskräften ist eine Sache. Das funktionierende Staatssystem eine andere.
(rv 02.10.2010 jv)








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