Pakistan zeigt sich
aktuell wieder als Land der Unruhen: Auf politischer Ebene zum Beispiel mit dem Mord
an einer christlichen Familie durch muslimische Extremisten in der vergangenen Woche.
Aber auch die Natur hält das Land in einer Notlage: Über zwei Monate ist es her, dass
heftige Monsunregenfälle Pakistan in eine Katastrophe gerissen haben. Das Hochwasser
ist mittlerweile in weiten Teilen des Landes zurückgegangen. Im Norden schon früher,
im Süden läuft das Wasser nur langsam ab. Was aber bleibt, ist die Hilflosigkeit der
Menschen. Joost Buutenop ist Arzt und arbeitet in Pakistan für die Caritas. Die aktuelle
Lage beschreibt er so: "Der größte Schaden ist sicherlich im Bereich
der Infrastruktur, also Straßen, Häuser, angerichtet worden. Viele Schulen und Gesundheitseinrichtungen
sind weggespült worden. Viele Straßen sind zerstört, auch Brücken und natürlich am
wichtigsten, die Häuser der Menschen, die oft in einer gewissen Leichtbauweise oder
Lehmbauweise, also mit Naturmaterialien gebaut haben, die sehr schnell und dann auch
komplett weggespült wurden."
Für die Caritas ist Buutenop
auch in mobilen Kliniken unterwegs. Ein Dreier-Team aus Arzt, einem Apotheker und
einer Hebamme fährt mit einem Auto durch das Land, um die Patienten zu erreichen.
Viele Infektionskrankheiten werden durch die schlechte Hygiene verursacht. Aber auch
die Menschen ohne körperliches Leiden wollen Aufmerksamkeit von den Ärzten - Medizin
für die Seele.
"Menschen sind primär erst einmal nicht
krank nach einer solchen Katastrophe. Was aber fast alle Menschen haben, ist ein sehr
starkes psychosoziales oder psychisches Trauma, das sie einfach durch das Erleben
dieser Katastrophe mit sich tragen. Wir vom Gesundheitsteam sind in der Lage, ein
bisschen die Menschen zu beruhigen. Und wir geben Multivitamintabletten aus. Die helfen
natürlich nicht unmittelbar, die mentale Wunde zu heilen. Aber sie schaden auch nicht."
Armut, Krankheit und ein Leben ohne Dach über dem Kopf
ist nur ein Grund der Spannungen. Auch in politischer Hinsicht steht Pakistan vor
vielen Komplikationen, so Buutenop.
"Es hat sich ja viel
hochgekocht über die Fastenzeit, die eine sehr anstrengende Zeit für die Menschen
ist. Dazu kam die Katastrophe. Und die Ankündigung von Koranverbrennungen in den USA.
Und das alles bündelte sich in einem der heiligsten Feste des muslimischen Glaubens
zusammen mit 9/11. Da ist die Situation schon fast eskaliert. Es hat sich jetzt wieder
ein bisschen beruhigt. Aber die Situation ist grundsätzlich sehr angespannt und wird
es auch bleiben." (caritas 02.10.2010 jv)