2010-10-01 10:33:24

Indien: Salomonisches Urteil im Streit um Ayodhya


RealAudioMP3 Richter im Bundesstaat Uttar Pradesh haben in einem jahrzehntelangen Streit zwischen Hindus und Moslems ein salomonisches Urteil gefällt: Die beiden Religionen heilige Stätte von Ayodhya soll in drei Teile aufgeteilt werden. Zwei dieser Teile gehen an die Moslems, die dort eine jahrhundertealte Moschee wieder aufbauen wollen; ein Teil wird zwei Hindu-Gruppen zugewiesen, um dort einen Tempel zu errichten. Ayodhya – das steht für die schlimmste Explosion der Gewalt in Indien seit seiner Unabhängigkeit: 2.000 Menschen kamen 1992 bei Unruhen ums Leben, nachdem extremistische Hindus die Moschee des Ortes zerstört hatten. Felix Machado ist der katholische Bischof von Vasai:
„Ayodhya bedeutet eigentlich „Stadt der Gewaltlosigkeit“, also Zone des Friedens. Wem gehört dieser Ort – den Hindus, den Moslems? Das ist ein Problem, das die Politiker erst geschaffen haben. Die einfachen Leute haben an diesem Ort immer Frieden und Harmonie eingehalten; einige Politiker dagegen haben in der Sache systematisch auf Gewalt gesetzt.“
Da denkt der Bischof wohl vor allem an die Hindu-Partei BJP, die das Thema Ayodhya immer wieder für sich instrumentalisiert hat. Die BJP war es auch, die kürzlich eine Welle der Christenverfolgung im Bundesstaat Orissa „inspiriert“ und zumindest nicht verhindert hat.
„Gottseidank haben Regierung und auch Opposition die Menschen klar dazu aufgerufen, jedwede Entscheidung der Richter zu akzeptieren und keine Gewalt zu üben – das ist eine gute Nachricht! Wir Christen beten darum, dass jetzt auch verbal keine Gewalt angewandt wird.“ 
Sowohl die islamische als auch die Hindu-Seite will gegen das Urteil vom Donnerstag in die Berufung gehen. Damit jetzt nach der Urteilsverkündigung nicht neue Unruhen ausbrechen, hat die Regierung 200.000 Polizisten und Militärs landesweit aufgeboten. Über 10.000 Menschen wurden vor dem Richterspruch präventiv festgenommen, um sie von Gewalt abzuhalten. Ayodhya liegt 550 km östlich der Hauptstadt Neu-Delhi; Hindus glauben, dass dort ihr Gott Rama geboren wurde. Die Moschee, die 1992 zerstört wurde, stammte aus dem Jahr 1528. Der Ort, an dem sie gestanden hatte, wurde nun den Hindus zugewiesen; nach Auffassung der Richter zeigen archäologische Funde nämlich, dass hier tatsächlich zuvor ein alter Hindu-Tempel an die Geburt Ramas erinnert hatte.
(rv 01.10.2010 sk)







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