Der katholische und
der evangelische Bischof von Stuttgart sind besorgt über die „erschreckende Unversöhnlichkeit“
rund um „Stuttgart 21“. Gegner und Befürworter des heftig umstrittenen Bahnprojekts
sollten doch wieder gemeinsame Gespräche aufnehmen, wie sie der katholische Stadtdekan
eine Zeitlang organisiert hatte. Es gehe um den Frieden in der Bürgerschaft, die in
den Grundfesten erschüttert sei, so die Bischöfe Gebhard Fürst und Frank Otfried July.
Beide Seiten sollten auf „gewalttätige und illegale Mittel“ verzichten. „Stuttgart
21“ steht für den Plan, den heutigen Bahnhof der Stadt abzureißen und unter die Erde
zu verlegen. Dazu wurden in der vergangenen Nacht unter starkem Polizeischutz auch
jahrhundertealte Bäume im Schlossgarten gefällt. „Stuttgart 21“-Gegner protestierten
dagegen weitgehend friedlich, nachdem in den Stunden zuvor die Auseinandersetzung
mit der Polizei eskaliert war. Bei der Räumung des Parks gab es heftigen Widerstand
und zahlreiche Verletzte; viele befürchten in den nächsten Tagen weitere Zusammenstöße. Derweil
hat der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) in Baden-Württemberg das gewaltsame
Vorgehen der Polizei im Stuttgarter Schlossgarten heftig kritisiert. Der Einsatz von
Wasserwerfern und Pfefferspray sei „ein erschreckendes Zeichen“ und habe „für eine
Eskalation gesorgt“; dabei wäre gerade gegenüber demonstrierenden Kindern und Jugendlichen
„ein bedachtes Vorgehen nötig gewesen“. Schließlich sei seit längerem bekannt gewesen,
dass an diesem Tag eine angemeldete Schülerdemonstration stattfinden würde. Wenn es
so vielen Menschen wichtig sei, für ihre Meinung auf die Straße zu gehen, müsse dies
für die Politik Anlass zum Dialog sein. „Stuttgart 21“ bewege viele Bürgerinnen und
Bürger, weshalb alleine ein Dialog von Verantwortlichen und Gegnern des Projekts einen
Ausweg aus der Situation biete.