2010-09-28 11:36:09

Nahost-Synode: Hoffnung auf mehr Raum für Christen


RealAudioMP3 Einen neuen Aufbruch für das Christentum im Nahen Osten erhofft sich der ägyptische Islamwissenschaftler Pater Samir Khalil Samir von der anstehenden Nahost-Synode in Rom. Für die Christen im Nahen Osten gehe es um „Sein oder Nichtsein“, sagte der Jesuit bei einer Tagung in Salzburg.

„Werden in dieser Gegend in fünfzig oder hundert Jahren noch Christen da sein? Die Frage ist nicht hypothetisch, sondern eine Realität - aus verschiedenen Gründen: demografischen, politischen, kulturellen Gründen. Wir sehen, dass der Prozentsatz der Christen überall im Nahen Osten geringer wird. In der Türkei beispielsweise gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts rund zwanzig Prozent Christen – heute sind es nur noch 0,2 Prozent. Das ist hundertmal weniger! Dieselbe Situation sehen wir in Palästina und im Irak durch den Krieg.“

Seit Mitte der siebziger Jahre beobachtet Pater Samir eine deutliche Radikalisierung des Islam. Deshalb seien Christen vielfältigen Diskriminierungen bis hin zu Verfolgungen ausgesetzt. Vor allem die Jugend habe keinerlei Perspektiven im eigenen Land. Da die Christen in der Regel ein höheres Bildungsniveau als die Muslime hätten und vielfach auch Verwandte im Westen, sei die Auswanderung ein logischer Schritt. Der Salzburger Ostkirchenexperte Dietmar Winkler, der als Experte an der Synode in Rom teilnehmen wird, nannte bei derselben Tagung ein drastisches Beispiel:

„Kein Frieden, keine wirtschaftlichen Möglichkeiten, keine Berufsaussichten und zusätzlich fundamentalistischer Terror. Ein deprimierendes Beispiel habe ich bei einer Exkursion im Nordirak gesehen, in christlichen Dörfern bei Mossul. Dort bringt täglich ein Buskonvoi unter militärischer Bewachung Jugendliche zum Studieren nach Mossul. Anfang Mai wurde ein Konvoi von Selbstmordattentätern attackiert; drei Jugendliche starben, 120 wurden verletzt. Welche Zukunft hat ein Jugendlicher mit Universitätsabschluss, der unter militärischer Bewachung studieren muss und dann ins Dorf zurückkehrt und seine Bildung nicht ausleben kann? Wenn das nicht gelöst ist, hat das keine Zukunft. Der Jugendliche ist gebildet und wird auswandern.“

Einen Schlüssel für die Zukunft der Christen im Nahen Osten sehen beide Fachleute in der Anhebung des allgemeinen Bildungsniveaus – nicht nur für die Christen, aber ausgehend von ihnen. Nach Pater Samir gilt es, gemeinsam mit Muslimen Bildungs- und auch Gesundheitsprogramme für die breite Masse umzusetzen. „Wir brauchen Schulen und Krankenhäuser, nicht nur für uns Christen, sondern für alle Menschen“, so der Pater.

Auf Einladung von Papst Benedikt XVI. werden in Rom von 10. bis 24. Oktober Delegierte der sieben katholischen Kirchen des Orients zur Synode zusammenkommen. Darüber hinaus nehmen Beobachter der nicht-katholischen Kirchen des Nahen Ostens sowie auch einige Vertreter von Islam und Judentum an den Beratungen teil.

(kap 28.09.2010 gs)








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