Der tschechische Professor
Thomas Halik ist der neue Romano-Guardini-Preisträger. Halik hatte die Auszeichnung
am Montag Abend in München erhalten. Der bekannte Theologe und Soziologe hat sich
besonders durch seine Dialogbemühungen zwischen Atheisten und gläubigen Christen hervorgetan.
Man solle die Atheisten ernst nehmen, so der Tenor. Denn die Auseinandersetzung beider
Seiten diene der „Reinigung des Glaubens“. Bei der Verleihung des Preises in der Katholischen
Akademie in München erklärte Halik unseren Kollegen vom Münchner Kirchenradio: „Ich
frage oft einen Atheisten, wie der Gott, an den er nicht glaubt, aussieht. Und wenn
er mir das erzählt, muss ich sagen: Also, an einen solchen Gott glaube ich auch nicht.
Viele Atheisten sind Personen, die nur ihre eigene, primitive Vorstellung über Gott
zurückweisen. Und dazu müssen wir sagen: Ja, das ist ganz richtig.“
Genau
genommen sei das gemeinsame Suchen nach Gott eine Chance für beide Seiten, so Thomas
Halik. Dabei halte er sich ganz an die These von Papst Benedikt XVI., die Kirche
von heute könne zwar zur Minderheit werden. Aber eine kreative Minderheit bitte –
darauf komme es an. Ein Ghetto werde die Kirche nur, wenn sie das Wort für sich allein
behalten wolle. „Eine monologische Evangelisation ist mehr eine
Indoktrination. Besonders in unserem Land, in unseren nachkommunistischen Ländern,
sind wir gegen Indoktrination absolut allergisch. Aber wenn wir imstande sind, einen
Dialog mit den Leuten zu führen, ihre Fragen, ihre Zweifel ernst zu nehmen, ist das
eine Chance.“
Der Romano-Guardini-Preis wird seit 1970 alle zwei Jahre
als Erinnerung an den Religionsphilosophen verliehen. Preisträger waren auch der Theologe
Karl Rahner oder der Komponist Carl Orff.