Türkei: Fortschritte für Christen sind „leider nur Tünche“
Der deutsche Bundesinnenminister
Thomas de Maiziere war am Wochenende für drei Tage in der Türkei. Es war kein rein
politischer Besuch, der Minister hat sich auch mit dem Präsidenten des Amtes für religiöse
Angelegenheiten, Ali Bardakoglu, getroffen. Bereits in der Vergangenheit hatte de
Maiziere sich wiederholt auch öffentlich für die Christen im Land eingesetzt. So verlangte
er die Wiedereröffnung des orthodoxen Priesterseminsars auf der Insal Chalki. Otmar
Oehring ist Türkeispezialist beim Missionswerk Missio in Aachen. Im Gespräch mit dem
Domradio sieht er den Besuch de Maizieres in Verbindung mit der Rolle der Muslime
in Deutschland. Der Türkei geht es um die Klärung des Status der islamischen Gemeinden
in Deutschland.
„Da ist es ganz gut, wenn man sich die Situation der christlichen
Gemeinden in der Türkei anschaut, wo ja die Fragen auch völlig ungeklärt sind. Wenn
ich sage ‚völlig ungeklärt’, so soll das heißen, dass die Christen in der Türkei nicht
anerkannt sind und im Grunde genommen keine Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten.“ In
der Vergangenheit hatten sich türkische Offizielle bis hin zum Religionsminister Bardakoglu
und Premierminister Recep Tayyip Erdoğan für die Nutzung von zum Museum deklarierten
Kirchengebäuden für christliche Gottesdienste und Messen ausgespochen. An einigen
Prominenten Orten wurden auch schon Messen gefeiert. Oehring sieht aber auch da keinen
Fortschritt:
„Noch muss man sagen, dass das, was bisher gemacht worden ist,
Tünche ist. Es ist schön, dass diese Gottesdienste haben stattfinden können, auch
nach so langer Zeit, in der die Kirchen nicht genutzt werden konnten. Aber wir müssen
weiterhin festhalten, dass der Türkische Staat die Kirchen weiterhin als Museen betrachtet
und die christlichen Kirchen nur einmal im Jahr das Recht haben werden, Gottesdienste
abzuhalten, und auch das nur nach Verhandlungen mit dem Staat." (domradio 27.09.2010
ord)