2010-09-20 09:37:23

Papst beim Abschied von Großbritannien – Rede im vollen Wortlaut


„Herr Premierminister!

Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Abschiedsworte im Namen der Regierung Ihrer Majestät und der Menschen des Vereinigten Königreiches. Ich bin sehr dankbar, für die intensive
Arbeit der Vorbereitung seitens der jetzigen und der Vorgängerregierung, des öffentlichen
Dienstes, der lokalen Autoritäten und der Polizei, sowie der vielen Freiwilligen, die geduldig
halfen, die Veranstaltungen dieser vier Tage zu planen. Ich danke Ihnen für Ihren herzlichen
Empfang und für die Gastfreundschaft, die ich genießen durfte.
Während meines Aufenthalts bei Ihnen konnte ich mit Vertretern vieler Gemeinschaften,
Kulturen, Sprachen und Religionen der britischen Gesellschaft zusammentreffen. Die große
Vielfalt des modernen Großbritanniens ist eine Herausforderung für die Regierung und für das
Volk, aber sie bietet auch eine gute Möglichkeit für einen weiteren interkulturellen und
interreligiösen Dialog zur Bereicherung der ganzen Gemeinschaft.
Dankbar habe ich in diesen Tagen die Gelegenheit wahrgenommen, mit Ihrer Majestät, der
Königin, wie auch mit Ihnen und anderen politischen Führern zusammenzutreffen, um
Angelegenheiten von allgemeinem Interesse für das In- und Ausland zu besprechen. Ich fühlte
mich besonders durch die Einladung geehrt, vor beiden Häusern des Parlaments im historischen
Rahmen von Westminster zu sprechen. Ich hoffe aufrichtig, daß diese Gelegenheiten dazu
beitragen, die ausgezeichneten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten
Königreich weiter zu festigen und zu vertiefen, besonders in der Zusammenarbeit für
internationale Entwicklung, in der Sorge für die Umwelt und beim Aufbau einer bürgerlichen
Gesellschaft mit einem erneuerten Sinn für gemeinsame Werte und Zielsetzungen.
Es war mir auch eine große Freude, Seine Gnaden, den Erzbischof von Canterbury, und die
Bischöfen der Church of England zu besuchen und später mit ihnen und weiteren Mitchristen
in der sinnträchtigen Atmosphäre von Westminster Abbey zu beten, einem Ort, der so beredt
über unsere gemeinsame Tradition und Kultur Zeugnis gibt. Da Großbritannien Heimat für viele
religiöse Traditionen ist, war ich dankbar für die Gelegenheit, deren Vertretern zu begegnen und
mit ihnen Gedanken über den Beitrag, den die Religionen für die Entwicklung einer gesunden
pluralistischen Gesellschaft leisten können, auszutauschen.
Mein Besuch galt natürlich vor allem den Katholiken im Vereinigten Königreich. Ich bin
dankbar für die Momente der Begegnung mit den Bischöfen, dem Klerus, den Ordensleuten und
Laien, sowie mit Lehrern, Schülern und älteren Menschen. Besonders bewegend war hier in
Birmingham die gemeinsame Feier der Seligsprechung eines großen Sohnes von England, des
Kardinals John Henry Newman. Mit seinem großen Vermächtnis an wissenschaftlichen und
spirituellen Schriften hat er uns, dessen bin ich gewiß, immer noch viel über das christliche
Leben und das Glaubenszeugnis angesichts der Herausforderungen der Welt von heute zu sagen
– Herausforderungen, die er mit so bemerkenswerter Klarheit voraussah.
Wenn ich nun von Ihnen Abschied nehme, möchte ich Sie aufs neue meiner guten Wünsche
und meines Gebetes für den Frieden und das Wohlergehen Großbritanniens versichern. Vielen
Dank! Gott segne Sie alle!”

(rv 20.09.2010 sk)







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