Rund 60.000 Menschen
verbrachten ihren Samstagabend an diesem Wochenende mit Benedikt XVI. im Londoner
Hyde Park. Der Papst hielt eine stimmungsvolle Gebetsvigil vor der Seligsprechung
des britischen Kardinals John Henry Newman.
Wenn es ein Gegenbild gibt zum
knöchern britischen Säkularismus, von dem in Vorberichten zur Papstreise nach England
und Schottland so oft die Rede war, dann war es dieses: Die Tausenden Gläubigen im
Hyde Park, die vor den Augen des Papstes ihre Kerzen anzündeten, die sie als Erinnerung
an diese Begegnung in ihre Pfarreien mitnahmen. In seiner Ansprache schärfte Benedikt
den Teilnehmern der Gebetsvigil ein, dass – mit John Henry Newman - ein Leben aus
dem Glauben niemals folgenlos bleiben kann:
„Die Wahrheit wird nicht nur
durch formales Wissen – so wichtig dies ist – übermittelt, sondern auch durch das
Zeugnis des in Lauterkeit, Treue und Heiligkeit gelebten Lebens; diejenigen, die in
der Wahrheit und gemäß der Wahrheit leben, begreifen instinktiv, was falsch ist, und
sie erkennen genau das als falsch, was gegen die Schönheit und Güte ist, die den Glanz
der Wahrheit, veritatis splendor, begleiten.“
Benedikt rief die Menschen
dazu auf, „das Licht des Glaubens in ihren Herzen aufleuchten“ zu lassen durch das
tägliche Gebet und die Teilhabe an den Sakramenten, denn dadurch…
„werden
wir selbst Licht für die Menschen um uns; wir erfüllen unsere „prophetische Sendung“;
häufig bringen wir Menschen, sogar ohne uns dessen bewusst zu sein, dem Herrn und
seiner Wahrheit einen Schritt näher.“
Benedikt bescheinigte Kardinal Newman
einen unmissverständlich missionarischen Zug. Sein Beispiel zeige freilich, dass Leidenschaft
für die Wahrheit und echte Umkehr „sehr anspruchsvoll sind“ und bis hin zum Märtyrertum
gehen könne. Wobei das Märtyrertum heutzutage anders aussehe als zur Zeit der historischen
Katholikenverfolgung in England: „In der heutigen Zeit wird man als Preis für
die Treue zum Evangelium nicht mehr gehängt, gestreckt und gevierteilt, sondern man
wird häufig abgelehnt, lächerlich gemacht oder verspottet. Und dennoch kann die Kirche
sich nicht von der Aufgabe zurückziehen, Christus und sein Evangelium als Heilswahrheit,
als Quelle größten Glücks für jeden persönlich und als Fundament für eine gerechte
und menschliche Gesellschaft zu verkünden.“ Die „Wahrheit, die uns frei macht“,
können wir nicht für uns selbst behalten, sagte der Papst; „sie ruft zum Zeugnis auf,
will gehört werden.“ Das Zeugnis sei umso nötiger, als die Krise des Glaubens nicht
mehr ignoriert werden könne. Niemand solle meinen, dass Christen „so weiterleben können
wie bisher“, so der Papst. Vor allem an Jugendliche appellierte er, offenen Herzens
auf die Berufung zu antworten, die Gott für jeden von ihnen habe, ob als Laien, Priester
oder Ordensleute.