2010-09-18 13:15:39

Stichwort Westminster


Ganz schön verwirrend, was alles im Herzen von London als „Westminster“ firmiert: Gotische Baukomplexe, mehrere Kirchen (darunter eine neobyzantinische), das Parlament, ein Festsaal... In Wirklichkeit ist Westminster ein ganzes Stadtviertel in London – das zentrale, wenn man so will.

Der Name kommt von „west“ und „minister“ – er bedeutet also eigentlich „Westliches Kloster“ und bezog sich ursprünglich nur auf die alte Benediktinerabtei, die hier am Südufer der Themse lag. Heute gilt der Name Westminster dem ganzen Gebäudekomplex, der wie kein anderer die Verbindung (und Konkurrenz) von Staat und Kirche im Herzen Großbritanniens vor Augen führt: Westminster Palace ist das Parlament, Buckingham Palace die Residenz der britischen Königin; Westminster Abbey ist die anglikanische Konkathedrale und Abtei, in der britische Monarchen traditionell gekrönt und begraben werden. Hier fand das ökumenische Abendgebet mit dem anglikanischen Primas Rowan Williams Freitag Abend statt. Westminster Cathedral wiederum ist die katholische Kathedrale des Londoner Erzbischofs; hier feierte der Papst am Sonntag die Heilige Messe. Das Stadtviertel Westminster, zu dem auch die alte Margarethenkirche und die „Westminster Hall“ gehören, ist Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

In der Westminster Hall traf Papst Benedikt am Freitag Abend die britische Elite. Der Bau ist der älteste Teil des Westminster-Palastes, in dem das britische Unterhaus tagt. In diesem Sinn hat also zum ersten Mal überhaupt ein römischer Papst das traditionsreiche britische Parlament besucht. Die 73 Meter lange und 21 Meter breite Halle, die fast zweitausend Menschen aufnehmen kann, wurde 1099 errichtet – als Schauplatz für königliche Feiern und Krönungsbankette. 1178 wurde sie zum königlichen Gerichtshof, und ausgerechnet hier wurden der heilige Thomas Morus (1535) und der Jesuit Edmund Campion (1581) zum Tode verurteilt. Auch der Hochverratsprozess gegen König Karl I. (1649 hingerichtet) fand in diesen heiligen Hallen statt. Von 1883 wird der Saal zu Festlichkeiten von besonderer Relevanz genutzt: Hier wurde Winston Churchill nach seinem Tod aufgebahrt, hier feierten die Briten den fünfzigsten Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, und hier wandten sich Frankreichs Präsident Charles De Gaulle (1960), Südafrikas Präsident Nelson Mandela (1996) – und jetzt auch Papst Benedikt mit großen Reden an die britische Öffentlichkeit.

(rv 18.09.2010 sk)










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